Am Dienstag, den 18. Juni 2024, unternahm unsere Klasse WGEB einen spannenden Ausflug zum Mercedes-Benz Werk nach Sindelfingen. Wir kamen um 13:45 Uhr im Kundenzentrum an und hatten zunächst Zeit, uns ein wenig umzusehen. Die ausgestellten modernen Fahrzeuge, wie zum Beispiel der sog. „AVTR“, ein Konzeptfahrzeug, das die Vision von Mercedes-Benz für die Mobilität der fernen Zukunft verkörpert, weckten bereits unser Interesse auf die Führung.
Diese begann damit, dass wir von unserem Guide, der sich später als ein Nachbar unserer Klassenlehrerin Frau Zeiler entpuppte, in einen Kinosaal geführt wurden. Dort schauten wir einen kurzen Film, der die Marke Mercedes-Benz vorstellte und die Kernaussage "Das Beste oder nichts" vermittelte. Dieses Motto habe bereits Gottlieb Daimler seiner Marke in die Wiege gelegt und der Film zeigte uns, wie dieser Anspruch noch heute gelebt wird. Zum Beispiel mit einer unglaublich niedrigen Fehlertoleranz bei der Autoproduktion im Sindelfinger Werk. Beeindruckt waren wir auch über die Ausmaße dieses Werks, das tatsächlich größer ist als Monaco. Allein hier am Standort seien rund 35.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Dementsprechend bewegten wir uns anschließend nicht zu Fuß durch das riesige Werk, sondern stiegen alle zusammen in einen Bus, welcher uns zu den Produktionshallen fuhr. Gekleidet waren wir bei unserer Besichtigung in organgefarbene Westen mit der Aufschrift „VIP“, was allerdings nicht für „Very important person“, sondern für „Visitor in production“ stand. Während der Busfahrt erfuhren wir, dass in Sindelfingen die Fahrzeugmodelle der Ober- und Luxusklasse gefertigt werden, darunter die S-Klasse, der Maybach und der EQS in einer brandneuen Werkshalle, der sog. "Factory 56". Unser Bus fuhr uns jedoch zur Produktion des GLC und der E-Klasse.
Unser erster Halt war das Presswerk. Hier besichtigten wir eine Fertigungshalle, in der riesige Maschinen standen, die sehr laut waren. Die Vibrationen der großen Pressstempel waren für uns alle intensiv zu spüren und machten ein Gespräch nahezu unmöglich. Interessanterweise bemerkten wir diese Vibrationen außerhalb der Halle gar nicht mehr, da das Hallenfundament vom Boden entkoppelt ist. Dies sei zwingend nötig, betonte unsere Guide, „da andernfalls in Sindelfingen nachts niemand mehr ein Auge zumachen kann.“ Arbeiter bekamen wir in diesem Teil des Werks dagegen kaum zu Gesicht, da der Automatisierungsgrad hier bei über 90 Prozent liege.
Nach dem Besuch des Presswerks fuhren wir in unserem Bus über eine auffällig breite Straße. Sie wurde, wie der Guide uns erzählte, früher als Flugzeuglandebahn genutzt, da Mercedes-Benz in der Vergangenheit auch Flugzeugmotoren herstellte und hier diese Flugzeuge starteten und landeten. In diesem Zusammenhang lernten wir auch die symbolische Bedeutung des Mercedes-Sterns kennen, "dessen drei Strahlen symbolisch für Gottlieb Daimlers Version stehen, dass Daimler-Motoren sowohl in Automobilen als auch in Schiffen und in der Luftfahrt für Antrieb sorgen sollen".
Am Ende der Straße wartete dann die Besichtigung der Endmontage. Hier beeindruckten uns zunächst die Roboter, die autonom durch die Hallen fuhren. Von einer Art Balkon aus konnten wir den gesamten Endmontageprozess beobachten. Das Auto durchläuft hier auf einem Förderband viele Stationen, bei denen verschiedene Teile wie das Instrumentendisplay, der Bordcomputer, die Türen, der Kofferraum und die Sitze eingebaut werden. Kontinuierlich werden dabei Qualitätskontrollen durchgeführt. Interessant war, dass über jedem Auto ein digitaler Monitor anzeigte, um welches Modell es sich handelt und wohin es geliefert wird. Ein Auto benötigt so etwa 24 Stunden, um alle Stationen der Endmontage zu durchlaufen, bis nur noch der Motor fehlt. Dieser sei aber, betonte unser Guide, "das technisch komplexeste Autoteil und nach den Personalkosten auch das teuerste im Auto".
Spannend war für uns die Endmontage auch deshalb, da man hier nach jeder Station einen Fortschritt beim Auto erkennen konnte. Im Unterschied zur vorherigen Halle fiel uns auf, dass in der Endmontage an jeder Station mehrere Arbeiter im Einsatz waren. Dieser niedrige Automatisierungsgrad liege daran, erklärte unser Führer, dass "hier jedes Auto an die individuellen Kundenwünsche angepasst wird und Roboter an viele Stellen im Autoinnenraum nicht richtig herankommen". Außerdem bekamen wir die Gelegenheit, Fragen zu stellen. So erfuhren wir unter anderem, dass die Arbeiter, denen wir zuschauten, monatlich zwischen 3000 und stolzen 5000 Euro verdienen, je nach Schicht, in der sie im Einsatz sind.
Anschließend brachte uns der Bus zurück zum Kundenzentrum. Dort hatten wir die Gelegenheit, etwas zu trinken sowie die ausgestellten Fahrzeuge genauer anzuschauen und auszuprobieren, wie bequem man in einem Maybach so sitzt. Um 16:15 Uhr machten wir uns schließlich auf den Weg zur Bushaltestelle und traten gemeinsam die Heimreise an.
Der Ausflug zum Mercedes-Benz Werk in Sindelfingen war ein besonderes Erlebnis. Wir erhielten nicht nur einen Einblick in die Produktion von Premiumfahrzeugen, sondern auch in die Innovationskraft und Philosophie eines der führenden Automobilhersteller der Welt. Dieser Tag war sowohl informativ als auch inspirierend und bleibt uns sicherlich noch lange in Erinnerung.
Anderl Bihlmayr