Vom 7. bis zum 22. Juli besuchte ich, Mike (18) aus dem Wirtschaftsgymnasium der ASS, die Deutsche SchülerAkademie (DSA). Die DSA ist ein außerschulisches Bildungsprogramm für motivierte Schülerinnen und Schüler. Sie bietet Sommerakademien an, in denen Jugendliche aus ganz Deutschland in intensiven Kursen zu unterschiedlichen wissenschaftlichen, künstlerischen und gesellschaftlichen Themen arbeiten können. Die DSA zielt darauf ab, das intellektuelle Potenzial der Teilnehmer zu fördern, ihnen die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung zu geben, selbständiges und kritisches Lernen zu ermöglichen und sie mit Gleichgesinnten zu vernetzen.
Ich hatte die Schülerakademie China ausgewählt und wurde zum Glück angenommen. Diese fand im nordrhein-westfälischen Coesfeld statt, wo wir in einem großen Gebäude untergebracht waren, das an ein Hotel im Grünen mit Tagungsräumen und gesunder Mensa erinnerte. Insgesamt gab es ca. 80 Teilnehmer auf unserer Schülerakademie und wir alle hatten eine Stunde Chinesisch-Unterricht pro Tag. Dabei lernten wir die Grundlagen der Sprache und nebenbei viel über die Kultur Chinas. Zum Beispiel, wie es durch die chinesische Art, Zahlen mit den Fingern darzustellen, oft zu Verwirrung kommen kann, so dass aus einer „westlichen 2“ schnell eine „chinesische 8“ werden kann.
Neben dem Chinesisch-Unterricht wurden wir noch in unseren gewählten Kursen unterrichtet, wobei wir fünf Kurse mit Chinabezug zur Auswahl hatten. Ich besuchte den Kurs „Deutsch-Chinesische Wirtschaftsbeziehungen“, der unter der Leitfrage stand: "Wie umgehen mit dem Drachen im Raum?". In den ca. sechs Stunden Unterricht am Tag diskutierten und lernten wir viel über das Leben in China und die Geschichte des Landes oder wie diese Geschichte die heutige chinesische Politik und Wirtschaft beeinflusst. Beispielsweise erfuhren wir, wie China in der Vergangenheit gelitten hat und instabil war, weshalb die heutige Politik darauf ausgerichtet ist, Stabilität zu sichern und sogenanntes „luan“ (Chaos) zu verhindern.
Unser Lehrer gab uns dabei zahlreiche wichtige Denkanstöße und wusste unglaublich viel über die chinesische Politik und Wirtschaft, da er in der deutschen Industrie- und Handelskammer in China arbeitet, so dass er uns auch praktische Beispiele und authentische Geschichten erzählen konnte.
Außerdem wurden uns Projekte ermöglicht, wie eine Live-Schalte nach Peking und Berlin, um mit Siemens-Mitarbeitern zu sprechen. Dabei konnten wir offen Fragen stellen und lernten viel über die Arbeitswelt mit dem wichtigsten deutschen Handelspartner.
Dann gab es noch ein Start-up Pitch in Vierergruppen, bei wir eigene Produktideen erarbeiten und "verkaufen" sollten, die die künftigen deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen fördern. Das Start-up meiner Gruppe entwickelte z.B. ein Versicherungssystem für den chinesischen Markt, was darauf abzielt, durch versichertes Kapital „luan“ zu verhindern. Dabei lernten wir viel über die rechtliche Lage in China und letztendlich kam unser Start-up so gut an, so dass wir imaginäre 250.000 € für 6% bekommen haben.
Während einer weiteren Live-Schalte nach China konnten wir frei mit einer chinesischen Klasse unseren Alters reden. Dieser virtuelle Austausch war erfrischend und zeigte mir, dass viele Vorurteile, die wir im Westen hegen, nicht wahr sind, z.B. dass in China absolut keine Kritik an der KP China erlaubt sei oder dass Chinesen absolut keinen Zugriff auf westliche Medien hätten. Noch heute pflege ich über WeChat Kontakt mit einigen chinesischen Jugendlichen und lerne dadurch immer mehr über China. Was mich besonders erstaunt, ist, wie unglaublich gut die dortigen Schüler Deutsch sprechen, nach gerade einmal zwei Jahren Sprachunterricht.
Ein etwas größeres Projekt, an dem wir jetzt noch arbeiten, ist eine eigene China-Strategie zu verfassen. Die deutsche Bundesregierung hat bereits eine solche Strategie veröffentlicht, die wir gelesen und über die wir diskutiert haben. Allerdings habe ich an dieser viel zu kritisieren, vor allem weil sie wage erscheint und keine klare rote Linie zu erkennen ist, obwohl in Bezug auf China eine eindeutige Kommunikation unglaublich wichtig ist.
Wenn wir nicht gerade Unterricht hatten, gab es kursübergreifende Aktivitäten wie z.B. Nachtwanderungen oder chinesische Zeichen schreiben. Jeder von uns konnte selbständig eine solche Aktivität organisieren, was super ankam, da man so viel Neues erfahren und lernen konnte.
Insgesamt war es sehr schön, während der gemeinsamen zwei Wochen in der Sommerakademie seine Ansichten mit anderen zu teilen und kontrovers zu diskutieren. Die Akademie hat meine Erwartungen übertroffen und ich kann jedem nur empfehlen sich auch zu bewerben. Entweder wird man dafür von seinen Lehrern vorgeschlagen oder man bewirbt sich selbstständig unter der folgenden Website: https://www.schuelerakademien.de/deutsche-schuelerakademie#t-bewerbung.
Mike Wurster (WGJ1B)