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Einblicke in das Leben von Peter Härtling: Die WGJ2A zu Besuch bei der Ruoff Stiftung

Für uns, die WGJ2A, ging es am 17.11.2023 in die wenige Hundert Meter von unserer Schule entfernte Ruoff-Stiftung. Dort besuchten wir im Rahmen des Deutschunterrichts bei Herrn Schweiker die zu diesem Zeitpunkt laufende Ausstellung „HOMMAGE À HÄRTLING | DER GROSSE KLANG“.

Angelehnt an den 90. Geburtstag des verstorbenen Schriftstellers und Nürtinger Ehrenbürgers Peter Härtling am 13. November 2023 ermöglichte uns die Ausstellung besondere Einblicke in das von Flucht- und Kriegserfahrungen geprägte Leben Härtlings und in seine enge Freundschaft mit dem Nürtinger Bildhauer und Maler Fritz Ruoff. Denn untrennbar sind Härtlings erste Schritte als Schriftsteller mit Nürtingen und mit Fritz Ruoff verbunden. Erst mit zwölf Jahren war Härtling 1946 als „vom Krieg ausgekotztes Kind“, wie er in seinem autobiographischen Roman „Herzwand“ schreibt, in Nürtingen angekommen - in einem Viehwaggon und auf einem Abstellgleis des hiesigen Bahnhofs. Und hier in Nürtingen begann sein Weg vom Flüchtlingskind zu einem der bedeutendsten deutschen Nachkriegsschriftsteller. 1953 erschien sein erster Gedichtband „poeme und songs“, den er freudig mit der Notiz kommentierte: „Ich glaub, ich bin nun ein Dichter“. Nur um sich gleich darauf wieder zweifelnd zu fragen: „Ist Dichter zu groß?“. Unweigerlich mit Nürtingen verbunden ist aber auch Härtlings wohl schwerster Schicksalsschlag. Denn seine Mutter, deren Vergewaltigung durch russische Soldaten der kleine Peter schon mit anschauen musste und die sich in Nürtingen nie heimisch fühlte, nahm sich 1946 mit gerade einmal 35 Jahren das Leben. Der zwölfjährige Peter und seine Schwester fanden sie. Begraben wurde sie auf dem alten Friedhof am Neckar im Schatten eines Fliederbaums, über den der erwachsene Peter Härtling in einem seiner Gedichte später schrieb:

Gesammelte literarische Werke Peter Härtlings

"Der Fliederbaum verschwand.

Der Friedhof werde,

heißt es,

nun planiert.

 

Da ruhn die Toten schon

zu lang;

so viele Jahre,

meinen die Planeure,

hält die Trauer

nicht.“

Peter Härtling lesend auf dem Nürtinger Säer

Zum wichtigsten Helfer Härtlings auf dem Weg zu einem etablierten Dichter wurde der einst in seiner Heimatstadt Nürtingen als Kommunist verfemte Fritz Ruoff. Ihn lernte Härtling 1948/49 kennen und der über 27 Jahre ältere Künstler wurde zum väterlichen und lebenslangen Freund, der ihn künstlerisch prägte und ermutigte zu schreiben. Das Urteil Ruoffs zum Auftaktgedicht seines ersten Poesiebands „poeme und songs“ wird Härtling nie wieder vergessen: „Jetzt bist du ein Dichter.“ Später werden Ruoffs grafische Werke immer wieder die Titelseiten von Härtlings Gedichtbänden schmücken. Und er war es auch, der Peter Härtling den Nürtinger Säer näherbrachte, auf dem unsere Schule thront. Denn regelmäßig gingen Ruoff und Härtling hier zusammen spazieren und genossen – einem Kunstwerk gleich – die Aussicht auf den Albtrauf. Nicht zuletzt schärfte der junge Härtling bei diesen Spaziergängen auf dem Säer sein Bewusstsein für den Rhythmus des Gehens, das ihm später den Zugang zu Hölderlins Lyrik erleichterte. Denn zur bleibendsten Verbindung mit Nürtingen sollte zweifellos Peter Härtlings Roman über den anderen, noch berühmteren Sohn unserer Stadt werden: Friedrich Hölderlin. Dieser Roman erschien im Jahr 1976 und wurde zum Geschenk Härtlings an seine Jugendstadt. Denn durch das erfolgreiche Buch wurde Nürtingen als Hölderlin-Ort immens aufgewertet.

Wo bis vor wenigen Jahren noch Fritz und Hildegard Ruoff lebten, befindet sich nun die Stiftung, in der nicht nur die Kunst Fritz Ruoffs ausgestellt wird, sondern auch Nachwuchskünstler die Chance erhalten, ihre Kunstwerke zu präsentieren. Während wir die fünf Ausstellungsräume besichtigten, wurden wir durch Härtlings unterschiedliche literarische Werke und viele seiner Briefe, die nicht selten auch an die Familie Ruoff gerichtet waren, auf eine interessante Reise durch sein Leben mitgenommen. Daneben konnten die Skulpturen und Gemälde, die Ruoff geschaffen hat, glänzen. Diese brachten uns alle zum Nachdenken und wir ließen unseren eigenen Interpretationen freien Lauf. Offen blieb für uns dabei, mit welcher Intention diese kreiert wurden und wie sie mit Härtlings Leben in Zusammenhang stehen.

Dušan Jocić, Fadi Hazem, Leon Kuhn

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