"Die Welt ist ein Buch, und diejenigen, die nicht reisen, lesen nur eine Seite." Dieses Zitat wird dem römischen Bischof Augustinus von Hippo zugeschrieben. Schon er wusste also vor über 1500 Jahren, wie gewinnbringend Reisen ist und wie viel man dabei lernt. Heutzutage gilt diese Allegorie nach wie vor. Und auch wir, die Französischkurse der Fritz-Ruoff-Schule und der Albert-Schäffle-Schule, hielten uns an dieses Motto und ließen am 17. Dezember unsere heimischen Klassenzimmer links liegen. Stattdessen unternahmen wir eine gemeinsame Exkursion nach Straßburg.
Aber dafür hieß es, früh aufstehen. Denn schon um 7 Uhr morgens trafen wir uns an der Bushaltestelle auf dem Säer, von wo aus wir mit einem Reisebus aufbrachen. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel: den berühmten Straßburger Weihnachtsmarkt. "Le marché de Noël" verzauberte uns mit seinen vielfältigen Düften, von gebrannten Mandeln über Glühwein bis zu herzhaften Spezialitäten. Die gemütliche und weihnachtliche Atmosphäre mit funkelnden Lichtern und kunstvoll gestalteten Ständen machte den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Anschließend besichtigten wir das Wahrzeichen Straßburgs: das imposante Münster, dessen romanische und gotische Architektur aus rötlichem Sandstein und dessen gigantische Größe uns alle beeindruckte. Kein Wunder, schließlich war die "Cathédrale de Strasbourg" bis 1874 das höchste Gebäude der Menschheit.
Nachdem wir den Weihnachtsmarkt erkundet hatten, führte unser Weg zum Europaparlament. Mit dem Stadtbus gelangten wir zu diesem Zentrum der europäischen Demokratie, wo wir zunächst eine gründliche Sicherheitskontrolle durchlaufen mussten. Danach erhielten wir eine spannende Führung durch Ines Grau von der Friedrich-Ebert-Stifung. Ihre Erläuterungen waren äußerst informativ und vermittelten uns einen guten Überblick, wie wichtig das Europaparlament ist und wie dort gearbeitet wird.
Ein besonderes Highlight des Tages war das Interview mit dem SPD-Abgeordneten René Repasi, der uns interessante Einblicke in seine Tätigkeit im Europaparlament gab. Danach durften wir einer Plenarsitzung beiwohnen, die das aktuelle Thema „Soziale Medien im Zusammenhang mit der politischen Situation in Rumänien“ behandelte. Diese Diskussion half uns, die Bedeutung politischer Debatten auf europäischer Ebene besser zu verstehen.
Gegen 17 Uhr traten wir schließlich die Heimreise an. Nach einem erlebnisreichen Tag kamen wir müde, aber glücklich wieder in Nürtingen an. Einig waren wir uns darin, dass diese Exkursion eine wertvolle Gelegenheit für uns war, die französische Kultur näher kennenzulernen und unsere Sprachkenntnisse aus dem Unterricht praktisch anzuwenden. Nicht zuletzt ermöglichte uns der Tag, einmal in die sonst so abstrakte europäische Demokratie einzutauchen. Augustinus von Hippos Aphorismus hat sich also auch bei uns bewahrheitet. Denn dank unserer Tagesreise nach Frankreich konnten wir die ein oder andere wissenswerte Seite im Buch des Lebens kennenlernen, die uns im Klassenzimmer während des üblichen Schulalltags wohl verschlossen geblieben wäre.
Ein besonderer Dank gilt deshalb Frau Rumolo-Scorza, Frau Junginger und Frau Gießel-Drexler, die diese Bildungsexkursion so hervorragend organisierten und uns so einen unvergesslichen Tag ermöglichten.
Leon-Paul Wotjak und der Französisch Kurs J1FN