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Schule ist so viel mehr als Unterricht - Der ASS-Tag

Die Tür geht auf, der Lehrer kommt ins Klassenzimmer und verkündet übermotiviert: „Sooo (manchmal auch variiert zu „Soodele"), wir haben heute viel vor“. In den Sitzreihen vor ihm überwiegt dagegen der Einwand: „Ähhh, nicht ganz. Nicht wir haben viel vor, sondern Sie.“ Diese asychrone Motivationausgangslage ändert aber normalerweise nichts daran, dass in den folgenden 90 Minuten dann gemeinsam gerechnet, geschrieben, analysiert, geübt und bewertet wird. Solch ein schulischer Alltag kommt wohl jedem Jugendlichen bekannt vor. Aber gelernt werden kann auch außerhalb des Klassenzimmers. Ganz ohne dass der Lehrer das Unterrichtszepter in der Hand hält. Das zeigt der ASS-Tag. Dieser Schultag wird von der SMV veranstaltet und von den beiden Verbindungslehrerinnen Tugba Akin und Anita Omercehajic orchestriert. Nach zweijähriger coronabedingter Pause konnte dieser besondere Schultag am 09. Februar 2023 endlich wieder stattfinden.

An diesem Morgen blieben die normalen Stundepläne Makulatur und in den Schulbussen, die hoch auf den Säer fuhren, blieben verdächtig viele Sitzplätze frei. Aber nein, es standen nicht etwa schwierige BWL-Klassenarbeiten an. Sondern unsere Schüler waren im gesamten Landkreis unterwegs und erweiterten einen Vormittag lang ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an außerschulischen Lernorten. Die Lehrer hatten hierfür vielfältige Aktivitäten vorbereitet, aus denen unsere Vollzeit-Schüler wie am Brunch-Buffet ganz nach persönlichem Gusto wählen durften.

Sportbegeisterte Schüler konnten beispielsweise ihre Skills beim Skifahren, Fußball, Eislaufen oder Basketball verbessern. Die Muskeln zu kräftigen und gleichzeitig Stress abzubauen, war beim Yoga-und Achtsamkeitskurs möglich. Die Musik lauter aufgedreht wurde beim Tanzkurs, wo 30 Schüler von einem professionellen Tanzlehrer lernten, wie man zu Discofox, Cha Cha Cha oder Rumba die Hüften schwingt. Motorsportinteressierte konnten sich auf der Kartbahn in Neckartenzlingen miteinander messen oder im Mercedes-Museum mehr über die Geschichte des Automobils erfahren.

Apropos Museum. Auch in zwei Kunsttempel wurden die Schüler gelockt. Zum einen ins Waldenbucher Ritter Museum, wo eine malerische und plastische Hommage an das Quadrat wartete und zum anderen in die Stuttgarter Staatsgalerie, wo es die Bilder George Groszs über die glitzernden und giftigen Seiten der 20er Jahre zu bestaunen gab. Ein begehrtes kulturelles Highlight war offensichtlich auch das Musical „Tanz der Vampire“, denn das war von allen Angeboten am schnellsten ausgebucht. Zur Kultur gehört natürlich auch die Geschichte. Ihr widmete sich eine Schülergruppe im Stuttgarter „Hotel Silber“, wo sich während des „Dritten Reichs“ die Gestapo-Zentrale befand und wo die Teilnehmer am ASS-Tag eine Führung zur "Ausgrenzung aus der NS-Volksgemeinschaft" bekamen.

Geschichtlich bedeutend ist auch die Burg Hohenneuffen, die eine Schülergruppe zu Fuß erklomm. Schließlich wurde hier die Vereinigung Württembergs und Badens zu unserem heutigen gemeinsamen Bundesland auf den Weg gebracht. Eine zweite Wandergruppe folgte als Nachwuchspilgerer dem Jakobsweg durch das Tiefenbachtal bis nach Frickenhausen, wo sie in der örtlichen Kirche von der bekannte Figur des Jakobspilgeres erwartet wurde.

Die Welt der Tiere wurde den Schülern sowohl bei einem Wilhelma-Besuch nähergebracht als auch bei einer Alpaka-Trekking-Tour über die schwäbische Hochebene. Dabei durften die Teilnehmer jeweils ein Alpaka ausführen und anschließend gemeinsam die Alpaka-Farm besichtigten, um so Einblicke in die Zucht, Fütterung und Pflege der knuffigen Tiere zu gewinnen.

Technisch interessierte Schüler tauchten im Stuttgarter Computer-Museum in die 350-jährige Geschichte der Computer ein und bestaunten die umfangreiche Sammlung historischer, aber nach wie vor funktionsfähiger Computer und Rechenmaschinen. Oder die Schüler wurden gleich selbst aktiv beim Programmierkurs, bei dem sie lernten, den Käfer Kara für das Spiel „Sokuban“ zu programmieren. Kreativität gefördert wurde auch beim analogen Fotografiekurs. Dabei übten die Teilnehmer den technischen Umgang mit analogen Kameras, fotografierten anschließend selbständig und erweckten ihre schwarz-weißen Ergebnisse schließlich in der „Dunkelkammer“ zum Leben. Kreativität, Scharfsinn und Teamgeist waren im Escape-Room gefragt, wo die Schüler in 5er Gruppen Rätsel meistern mussten, um aus drei Räumen zu "entkommen". 

All diese Beispiele verdeutlichen, welche Vielfalt und Abwechslung dieser ASS-Tag bot. Die Schüler hatten dadurch die Möglichkeit, Aktivitäten auszuprobieren, die sie üblicherweise nicht praktizieren würden oder kulturelle Orte kennenzulernen, die sie sonst eher nicht besucht hätten. So war es für manch einen Schüler beispielsweise der erste Museumsbesuch seines Lebens. Außerdem bot dieser ASS-Tag die Gelegenheit, die schulische Alltagsroutine und die Klassengrenzen aufzubrechen und Mitschüler aus anderen Klassen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen. So bleibt ein Tag in Erinnerung, der den Horizont der Schüler erweiterte, die Schulgemeinschaft stärkte und demonstrierte, dass Schule so viel mehr ist als Unterricht im Klassenzimmer.

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