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Vernissage zur GASS-Ausstellung „W.I.S.S.E.N.“ mit Volker W. Hamann

„Für mich drückt es irgendwie Leichtigkeit aus, denn manchmal sehen seine verschiedenen Schnitte auf dem Plexiglas aus wie Federn. Und das obwohl sie mit einer Kettensäge gemacht wurden. Auch seine Farben faszinieren mich ungemein, da sie abhängig sind von der Lichteinstrahlung und der Position, von der aus ich es betrachte. Somit ändert sich sein Anblick jeden Tag für mich.“ Über welchen Blickfang spricht die Schülerin Stefanie Filbert mit so poetischen Worten? Über das faszinierende Bild „W.I.S.S.E.N.“, das im Rahmen einer neuen Ausstellung unsere Schule schmückt. Denn seit dem 20. Mai ist die ASS wieder zur Kunstgalerie geworden, in der nebenher auch unterrichtet wird.

Mit einer feierlichen Vernissage eröffnete die Galerie der Albert-Schäffle-Schule (GASS) an diesem Abend in Kooperation mit dem Landkreis Esslingen die Ausstellung des Künstlers Volker W. Hamann. Getauft war die Ausstellung auf denselben Titel wie das oben beschriebene Kunstwerk: „W.I.S.S.E.N“. Im Rahmen dieser Vernissage wurde eine ganze Reihe neuer Kunstwerke des aus Filderstadt stammenden, renommierten Künstlers auf dem Säer willkommen geheißen.

Wie üblich sorgte die Schulband „The Alberts“ bei dieser Veranstaltung für das musikalische Rahmenprogramm. Die Begrüßung der Gäste übernahm zum ersten Mal in diesem Amt und in diesem Schulgebäude der Schulleiter Martin Zurowski. Anschließend trat Landrat Heinz Eininger ans Rednerpult, der lobende Worte für die Schule, den Neubau und die Kunst an der Albert-Schäffle-Schule fand. Besonders hervor hob er, dass nun endlich, zwei Jahren nach seiner Fertigstellung das „architektonisch erstklassige Gebäude“ für Externe geöffnet werden könne und „sich mit namhafter Kunst aus der Region präsentiert.“ Ebenso kam der Landrat darauf zu sprechen, dass Volker W. Hamann wie er selbst einst Schüler der Albert-Schäffle-Schule gewesen sei, was den besonderen Rahmen dieser 43. GASS-Ausstellung unterstreicht. Des weiteren war Hamann von 2004 bis 2007 in der 5. Generation Atelierstipendiat des Landkreises Esslingen. Seit 1993 arbeitet der ursprünglich als Steinmetz und Steinbildhauer ausgebildete Hamann als freiberuflicher Künstler und Bildhauer.

Seine Vorstellung übernahmen dieses Mal nicht wie gewohnt die Schüler der GASS, sondern der Kunsthistoriker, -Experte und Galerist Rudolf Greiner. Er legte in seinen Ausführungen eindrücklich den künstlerischen Werdegang Hamanns dar. Angefangen mit dessen Holzskulpturen, derer fünf das Außengelände der ASS als Dauerleihgaben zieren. Sie markieren gleichsam den Beginn von Hamanns künstlerischer Arbeit mit der Kettensäge. Gefolgt von dessen fotografischen Arbeiten, für die der Künstler an weit entfernte Orte, beispielsweise in Südost-Asien gereist ist, um sich als „Lichtsammler“ zu betätigen. Die eigentümlichen Lichtverhältnisse der hier entstandenen Werke, die vorwiegend als großformatige Leinwanddrucke oder mittelgroße Acrylglas-Drucke in der Ausstellung zu sehen sind, rühren von nächtlichen Langzeitbelichtungen her. Die so entstandenen, exotisch anmutenden Licht- und Farbverhältnisse unterstreichen einerseits den fremdartigen Charakter der Szenerien und romantisieren diese andererseits auf eigentümliche Weise. Von der Faszination dieser Bilder in den Bann gezogen war auch die junge Vernissage-Besucherin Melina Jahn, die tagsüber ihr Abitur an der ASS anstrebt: „Die Fotografien auf Acrylglas gefallen mir, da ich sie sehr modern finde. Ihre grell leuchtenden Farben lassen mich die Umgebung vergessen, so dass ich manchmal für einen Moment denke, wirklich dort zu stehen, wo das Bild gemacht wurde.“ Ihre Zwillingsschwester Aileen pflichtete ihr bei: „Mir gefallen die Nachtfotografien auch aufgrund ihrer Farbintensität und wegen ihrer faszinierenden Kontraste. Außerdem finde ich toll, dass der Künstler vor allem unscheinbare Orte mit seiner Linse einfängt, die jeder in seiner eigenen Sichtweise entdecken kann.“

Die Beschäftigung mit Licht und seiner Farbigkeit sowie die Arbeit mit der Kettensäge verbinden sich geradezu folgerichtig in Volker W. Hamanns jüngster künstlerischer Entwicklung - dem Visbcor-Bild. Ein solches Werk, wie es als Auftragsarbeit durch den Landkreis Esslingen der Schule gewidmet wurde, entsteht durch die „Zeichnung“ mit der Kettensäge und die Bemalung mit eigens hergestellten Farben auf der Rückseite einer Plexiglasplatte. Die so kreierten grafischen Gebilde wirken von vorne betrachtet dreidimensional und verändern ihre Farbwirkung beim Wechseln der Betrachter-Perspektive teilweise auf dramatische Weise. Von dieser Wirkung ist auch die kunstinteressierte Schülerin Melina Jahn begeistert „Mein absoluter Favorit ist das grüne Visbcor-Bild vor unserem Lehrerzimmer. Steht man genau davor, erwartet einen ein grünlich schillerndes Bild, von der Seite dagegen ein eher düsteres rötliches Bild.“ Ihre Schwester Aileen ist auch von der Arbeitsweise Volker W. Hamanns fasziniert: „Mich beeindruckt vor allem, wie es der Künstler schafft, mit einem Gerät wie der Kettensäge, die normalerweise für grobmotorische Aufgaben verwendet wird, feinste Schnitte in Plexiglas zu schneiden und damit so außergewöhnliche Kunst zu kreieren.“

Im Anschluss kam der so gelobte Volker W. Hamann selbst auf die Bühne und erläuterte dem Publikum den Titel seiner Auftragsarbeit und seiner Ausstellung - W.I.S.S.E.N.: in Bezug auf seine eigene Schulzeit an der ASS legte er dar, „WARUM.IST.SCHULE.SO.EMMINENT.NOTWENDIG.“ Anschließend wurde die Ausstellung offiziell eröffnet und die Gäste hatten die Möglichkeit, in der weitläufigen schulischen Galerie zu flanieren und sich der ausgestellten Kunst in Ruhe zu widmen. Vor den Kunstwerken und am Buffet kam es so zu anregenden Gesprächen zwischen den Gästen und mit dem Künstler. Die junge Besucherin Melina Jahn kommentierte vor den Bildern stehend: „Ich finde es so cool, dass so viel Kunst in unserem Schulgebäude hängt, da sie mir in der Pause ermöglicht, den schulischen Alltagsstress zu vergessen und mich mit der Interpretation der Kunstwerke zu beschäftigen.“ Ihre Schwester Aileen wirft schmunzelnd ein: „Außerdem hält sie uns davon ab, in den Pausen zu viel auf unser Handy zu schauen.“

Auch die Resonanz der anderen rund 90 Gäste auf das dargebotene Programm war durchweg positiv. Am Ende des Abends bilanzierte die Besucherin Stefanie Filbert: „Der Vernissage-Besuch hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt, weil ich viel dazugelernt habe. Immer wenn meine Mitschüler und ich im Schulalltag an dem Bild „W.I.S.S.E.N“ vorbeigelaufen sind, haben wir uns gefragt, woraus und wie es wohl gemacht wurde. Durch die Vernissage habe ich darauf Antworten bekommen und verstehe die Bilder nun besser. Ich bin unserer Schule und allen Mithelfenden sehr dankbar, dass sie dafür gesorgt haben, dass Bildung auch mal ganz anders aussehen kann.“

Schon jetzt freut sich die GASS auf die kommende Veranstaltung, die vermutlich bereits im Herbst des Jahres 2022 stattfinden wird.

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