Woran erkennt man eigentlich einen guten Verkäufer? Wenn er dem Papst ein Doppelbett verkaufen kann und einen Eskimo von einem Kühlschrank überzeugt. So lautet ein, zugegeben, etwas flacher Witz. Aber nach dem Witz bleibt eine Frage offen – wie schafft der gute Verkäufer das eigentlich? Denn verkaufen will schließlich gelernt und geübt sein.
Erfolgreiche Verkaufsgespräche zu führen, üben die Schüler unseres kaufmännischen Berufskollegs deshalb auf einer sog. Übungsfimenmesse. Diese große Messe fand dieses Schuljahr an der Albert-Schäffle-Schule (ASS) statt. Hinter einer Übungsfirma (ÜFA) versteckt sich eine fiktive Firma zu Ausbildungszwecken. Sie funktioniert wie ein echtes Unternehmen, allerdings ohne realen Geld- und Warenfluss, der nur auf dem Papier stattfindet. Für Schüler dient eine ÜFA dazu, reale Geschäftsprozesse zu üben, eigenständige kaufmännischen Erfahrungen zu sammeln und Einblick in die betriebliche Praxis zu gewinnen. Dabei sind wir Schüler als Mitarbeiter tätig, die alle anfallenden praktischen Tätigkeiten in unterschiedlichen Unternehmensabteilungen durchführen, während unser Lehrer als Geschäftsführer fungiert. Unterstützt wird jede ÜFA von einem realen Patenunternehmen, mit dem wir eng zusammenarbeiten.
Die ÜFA-Messe stellte sich als ein Projekt heraus, das jede Menge Vorbereitung verlangt. Schon einige Wochen zuvor besuchten wir unsere Patenfirma Metabo für eine sorgfältige Produktschulung. Dabei lernten wir en Detail die Besonderheiten unserer Ausstellungsartikel mit möglichen Verkaufsargumenten. Außerdem galt es vor der Messe zu planen, wie wir unseren Stand möglichst ansprechend gestalten und welches Outfit sich als Verkäufer eignet. Nicht zuletzt bereiteten wir ein Gewinnspiel vor, mit dem wir die Interessenten zu unserem Stand locken wollten. Am Tag vor der Messe musste noch viel aufgebaut werden, wie Stehtische, Infotafeln und Steckwände. Zum Glück wussten die Lehrer genau, wo was hinmusste, so dass der Aufbau systematisch und effektiv ablief. Das nennt man wohl Profi-Erfahrung.
Neben den drei Übungsfirmen der ASS waren auch die Übungsfirmen der John F. Kennedy-Schule aus Esslingen (JFK) und der Jakob Friedrich Schöllkopf-Schule aus Kirchheim (JFS) eingeladen, so dass insgesamt neun Übungsfirmen auf dem Säer präsent waren. Am 28. März war es dann so weit. Um 7:30 Uhr ging es im Schulfoyer los, wo alle Teilnehmer ihre liebevoll gestalteten Stände aufgebaut hatten. Vor unserem Stand von „Electronic Power Tools“ präsentierten wir stolz unsere Bohrmaschinen. Nach der Eröffnungsrede unseres stellvertretenden Schulleiters, Markus Müller, fing der ganze Spaß an. In der Mitte des Foyers befand sich der Infostand, wo sich die Messebesucher eine Messekarte holten. Als Kunden fungierten die Schüler der anderen Klassen, die während gestaffelter Zeitfenster einkauften.
Die Produktvielfalt für sie war groß. Denn neben unseren Metabo-Bauprodukte gab es an anderen Ständen Männer- und Frauenbekleidung, Schmuck und alles fürs Kind. Außerdem wurden den Messebesuchern Produkte für die Gesundheit, Körperpflege und Medizin angeboten. Ebenso warteten Outdoor-Produkte sowie Heim- und Gartenwaren auf die Kunden. An weiteren Ständen wurde Büroausstattung und Bürobedarf präsentiert, während andere Übungsfirmen IT und Elektronik feilboten. Nicht zuletzt gab es Sport-, Spiel- und Hobbywaren.
An jedem Stand wurde um Kunden gewetteifert und versucht, möglichst viele eigene Produkte an den Mann bzw. die Frau zu bringen, so dass echte Messeatmosphäre aufkam. Dabei machte es uns großen Spaß, das theoretisches Wissen aus dem Unterricht praktisch anzuwenden und all die Fähigkeiten zu üben, die wir im späteren Berufsleben benötigen: Wir verbesserten unsere Verkaufsqualität, übten für Produkte zu werben sowie Rechnungen zu stellen. Wir übernahmen Verantwortung in der Messeplanung und schlüpften nach unserer Verkaufsschicht in die Käuferrolle, um mit der Konkurrenz in Kontakt zu kommen - denn all das will gelernt sein, damit der Papst uns später vielleicht einmal ein Doppelbett abkauft.
Mattia Fiorella