Ein rundes Jubiläum – 30 Jahre Berufskolleg Fachhochschulreife (BKFH) an der Albert-Schäffle-Schule

In nur einem Jahr bereit für die Fachhochschule? Ein ambitioniertes Ziel. Denn normalerweise ist es notwendig, zwei Jahre lang ein Berufskolleg zu besuchen, um die Fachhochschulreife attestiert zu bekommen. Bei uns an der ASS gibt es einen schnelleren Weg. Dieser führt über das Berufskolleg Fachhochschulreife (BKFH), das dieses Jahr sein 30jähriges Jubiläum feiert. Bei dieser Schulart können Schüler in nur einem Jahr den Abschluss erlangen.

Jannik Gundeslweiler besucht die aktuelle BKFH-Klasse und betont: „Das ist eine perfekte Abkürzung an die Hochschule, da ich mir bereits sicher bin, dass ich möglichst schnell studieren gehen will.“ Die Voraussetzung, dass er und seine Klassenkameraden diesen verkürzten Schulweg einschlagen konnten, ist die mittlere Reife und die mindestens zweijährige kaufmännische Berufsausbildung, die sie bei ihrer Bewerbung mitbringen mussten. Alternativ wäre es auch möglich gewesen, dass sie bereits mindestens fünf Jahre in einem kaufmännischen Bereich gearbeitet haben.

Diese schulische und berufliche Vorerfahrung sorgt dafür, dass die meisten BKFH-Schüler zwischen 18 und 20 Jahre alt sind, wodurch sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis und der Unterrichtsstil von anderen Schularten unterscheidet: Der langjährige BKFH-Lehrer Norbert Pascher beschreibt es so: „Ich behandle meine Schüler nicht mehr wie pubertierende Jugendliche, sondern wie eigenverantwortliche Erwachsene. Eine Hausaufgabenkontrolle gibt es beispielweise nicht mehr.“ Sein Schüler Jannik Gundelsweiler bestätigt: „Wir werden von unseren Lehrern gesiezt. So fühlt man sich ernstgenommen. Am coolsten ist aber definitv, dass wir als einzige Schüler beim Lehrerfußball mitspielen dürfen.“

Das BKFH unterscheidet sich aber auch im Hinblick auf die Fächer und den Stundenplan von anderen Berufskollegs. Der Stundenplan umfasst 32 Wochenstunden und ist bewusst kompakt gehalten. Das bedeutet, dass der Fokus eindeutig auf den vier Hauptfächern liegt, in denen die Schüler auch ihre Prüfungen schreiben. Wie es sich für eine kaufmännische Schule gehört, sind sieben Unterrichtsstunden pro Woche dem Fach Wirtschaft gewidmet. Jeweils sechs Wochenstunden beschäftigen sich die Schüler mit Mathe und Englisch und vier Stunden haben sie Deutsch. Von Anfang an ist der Stundeplan also auf die zielgerichtete Prüfungsvorbereitung ausgerichtet. Als Nebenfächer gibt es dagegen nur Geschichte mit Gemeinschaftskunde, Physik, Religion und Informatik. Letzteres sorgt jedoch dafür, dass laut dem langjährigen Lehrer Norbert Pascher „auffällig viele BKFH-Absolventen anschließend Wirtschaftsinformatik studieren."

Diese geringe Fächerzahl und die Tatsache, dass mehrere Lehrer zwei verschiedene Materien im BKFH unterrichten, sorgt dafür, dass die Klasse von gerade einmal sechs Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet wird. Dadurch entsteht ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Lehrkräften und Schülern. Die kleine Klassengröße von aktuell 17 Schülern tut da ihr Übriges, dass die BKFH-Lehrer individueller auf ihre Schüler eingehen können und dass die Klassengemeinschaft gestärkt wird. Die  beliebte Mathe- und Physik-Lehrerin Laura Müller bestätigt, dass es „regelmäßig gemeinsame Lerngruppen gibt, in denen sich die Schüler bei der Klassenarbeits- und Prüfungsvorbereitung gegenseitig unterstützen.“ Hinzu kommt, dass im BKFH seit vielen Jahren dieselben Lehrer unterrichten. Diese Kontinuität sorgt dafür, dass sie die Prüfungsanforderungen ganz genau kennen und ihren Unterricht gezielt darauf ausrichten können.

Jannik Gundelsweiler erläutert einen weiteren Grund, warum er das BKFH nur empfehlen könne: „Erholsame Hohlstunden kennen wir zwar nicht, aber dafür gibt es nur einmal wöchentlich Mittagsschule. Das ermöglicht vielen von uns nebenher noch an ein oder zwei Nachmittagen zu arbeiten.“ Sein Deutsch- und Geschichte-Lehrer ergänzt: „Das ist wichtig für manch einen meiner Schützlinge, da sie häufig während ihrer Ausbildung von zu Hause ausgezogen sind und nun weiterhin die Miete für ihre eigene Wohnung bezahlen müssen.“

Da die Erfahrung zeigt, dass die meisten BKFH-Absolventen nach der Prüfung ein Studium anstreben, ist im Gegensatz zu den anderen Berufskollegs kein berufliches Praktikum vorgesehen. Stattdessen liegt der ASS viel daran, die BKFH-Schüler frühzeitig bei der Auswahl des passenden Studienfachs zu unterstützen. Schließlich ist diese Entscheidung wegweisend. Dafür findet an der Schule eine individuelle Studienberatung durch eine Expertin der Bundesagentur für Arbeit statt. Außerdem nehmen die Schüler am sog. Studieninformationstag teil, im Rahmen dessen sie einen Tag lang eine Hochschule ihrer Wahl besuchen und die dortigen Seminare und Vorlesungen ausprobieren. Auf die wissenschaftliche Arbeitsweise, die sie an der Hochschule erwartet, werden die Schüler im Fach „Projektarbeit“ vorbereitet. Denn hier beschäftigen sich die Schüler ein Schuljahr lang intensiv mit einem selbst gewählten anspruchsvollen Thema und verfassen dazu eine Hausarbeit mit wissenschaftlichem Anspruch, die sie vor Publikum präsentieren.

Dass diese Art des Unterrichts erfolgreich ist, zeigt die hohe Quote der bestandenen Prüfungen am BKFH. Norbert Pascher berichtet: „Wer bei uns die halbjährige Probezeit überstanden hat, meistert zu 95 Prozent die Abschlussprüfung. Dass ein Schüler durchfällt, kommt nur selten vor.“ Mit diesem Abschluss in der Tasche sind die BKFH-Absolventen berechtigt, an allen Fachhochschulen deutschlandweit jede Fachrichtung zu studieren.

Damit ist das BKFH seit 30 Jahren ein Beispiel für die Durchlässigkeit des beruflichen Schulwesens und für die Chancen, die der zweite Bildungsweg bietet. Nobert Pascher drückt es so aus: „Am BKFH leben wir das Prinzip `kein (Schul)Abschluss ohne Anschluss.`“ Jannik Gundeslweiler bilanziert: „Ich kann das BKFH jedem ans Herz legen, der nach seiner kaufmännischen Ausbildung noch mehr Ambitionen hat und berufliche Verantwortung anstrebt.“

Noch gibt es für das Berufskolleg Fachhochschulreife an der Albert-Schäffle-Schule freie Plätze. Über jeden Bewerber freuen wir uns sehr. Zum Anmeldeformular geht es hier.