Der kleine Albert Schäffle ging schon in unsere Schule, da gab es sie noch gar nicht. Er wurde nämlich am 24.2.1831 in der Kirchgasse 13 in Nürtingen geboren. Genau in diesem Gebäude war dann später der Vorläufer unserer heutigen Schule untergebracht. Sein Vater hatte, als Lehrer an der dortigen Realschule, auch im gleichen Haus eine Dienstwohnung.
Hätte Albert Schäffle damals eine Lehre begonnen, hätte er dafür seinem Lehrherren noch Geld zahlen müssen. Berufsschulunterricht gab es damals auch noch nicht. Dieser wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt. Zu dieser Zeit war Schäffle aber bereits schon Redaktionsmitglied des „Schwäbischen Merkur“ und bereitete sich nebenher auf die höhere Staatsprüfung beim württembergischen Innenministerium vor. 1856 erwarb Schäffle den Doktorgrad, wurde 1860 Professor für Nationalökonomie, Politik und Polizeiwissenschaft an der Universität Tübingen, 1861 dann Landtagsabgeordneter und 1868 Mitglied des deutschen Zollparlaments in Berlin. Noch im gleichen Jahr erhielt er einen Ruf an den Lehrstuhl für Nationalökonomie in Wien, um dann 1871 vom österreichischen Kaiser zum Handels-, Gewerbe- und Ackerbauminister ernannt zu werden. Jedoch bereits 9 Monate nach seiner Ernennung reichte Schäffle seinen Rücktritt ein.
1872 zog er wieder zurück in heimische Gefilde, nach Bad Cannstatt, wo er sich als 41-jähriger Ruheständler (das Politikgeschäft war also auch schon zu der Zeit ein ebenso lukratives wie schnelllebiges) seinen Studien und seiner publizistischen Tätigkeit widmete. Bis zu seinem Tod, am ersten Weihnachtsfeiertag 1903, verfasste Schäffle eine Vielzahl von Büchern zu nationalökonomischen, finanz- und staatswissenschaftlichen Themen.