Die Albert-Schäffle-Schule auf dem Weg in die digitale Zukunft

„Wir leben in einer Gesellschaft, die hochgradig von Technologie abhängig ist, in der aber kaum jemand etwas von Technologie versteht.“ Diesen Widerspruch formulierte der amerikanischer Astrophysiker Carl Sagan im Jahr 1990. Heute gilt er wohl mehr denn je. Denn eine fundamentale technologische Veränderung prägt mittlerweile unser aller Alltag, sei es am Arbeitsplatz oder im Privatleben: die Digitalisierung. Kein Wunder also, dass sie bereits als digitale Schwester der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts bezeichnet wird. Gleichzeitig sind in Deutschland 82 000 Stellen für IT-Facharbeitskräfte unbesetzt, also fast doppelt so viele wie im letzten Jahr.
Diesem Widerspruch entgegenzuwirken versucht die Albert-Schäffle-Schule. Denn auch an den Orten der Bildung und Erziehung kann man sich der Digitalisierung längst nicht mehr entziehen. Das Klischee vom schwerfälligen Tanker Schule, der auf Veränderungen erst mit Verspätung reagiert, kann sich gerade eine berufliche Schule nicht erlauben, die über ihre Ausbildungsbetriebe eng mit der freien Wirtschaft zusammenarbeitet. Informatik-Lehrerin Jenny Klora drückt es so aus: „Digitale Kompetenz und IT-Kenntnisse sind wichtige Bildungsbestandteile, die ich meinen Schülerinnen und Schülern zu vermitteln versuche. Schließlich gehört beides heutzutage zu den Schlüsseln für beruflichen Erfolg.“

Seit dem letzten Schuljahr darf sich die ASS „Cisco Networking Academy“ nennen. Voraussetzung für dieses Privileg war, dass sich drei Informatik-Lehrer zu „Cisco NetAcad Instruktoren“ weiterbildeten. Sie unterrichten nun alle 13. Klassen des Wirtschaftsgymnasiums und die Schüler des Berufskollegs Wirtschaftsinformatik in „IT-Essentials“ und „Networking Essentials“. Konkret lernen die Schüler in diesen beiden Kursen beispielweise PCs zusammenzubauen, zu reparieren und aufzurüsten sowie komplexe Hardware- und Software-Fehler zu beheben. Vorteil dieser Cisco Networking Academy ist, dass unsere Schule mit dem weltweiten Marktführer in den Bereichen Informationstechnologie und Netzwerk zusammenarbeiten kann und ständig Zugriff auf aktuelles IT-Wissen hat. Methodisch besonders ist in den Kursen das sog. blended-learning, bei dem das traditionelle Präsenzlernen um web-basierte Inhalte ergänzt und interaktive Übungen und Testverfahren eingebunden werden. Insbesondere eignen sich die Kurse für bilingualen Unterricht, der in den sogenannten internationalen Klassen des Wirtschaftsgymnasiums praktiziert wird.

Auch im sonstigen ASS-Stundenplan spiegelt sich der Wunsch wider, den Schülern digitale Kompetenz und IT-Kenntnissen zu vermitteln. Denn alle Klassen werden zwischen zwei und sechs Stunden wöchentlich in den Fächern Informations- und Kommunikationstechnik, (Wirtschafts)Informatik oder Datenverarbeitung unterrichtet.  Einen großen Fortschritt sieht die Informatik-Lehrerin Jenny Klora im überarbeiteten Bildungsplan ihres Faches am beruflichen Gymnasium: „dank neuer Inhalte, wie die Entwicklung von Internet-Seiten und Grundlagen der Programmierung, kann ich meine Schüler besser auf die Herausforderungen einer digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt vorbereiten.“ Hilfreich sei in ihren Augen auch das neue Wahlfach Wirtschaftsinformatik, „denn so können unsere Wirtschaftsgymnasiasten vertieftes Informatikwissen mit wirtschaftlichen Themen verknüpfen.“

Um auch die Lehrer der anderen Fächer auf diesem Weg mitzunehmen, hat die ASS zwei Digitalisierungstage abgehalten. Dabei wurden zahlreiche digitale Lehr- und Lerntools wie Kahoot, Socrative oder Quizlet durch Referenten vorgestellt und von den Lehrern in Workshops erprobt. Seitdem bietet das interne Fortbildungskonzept „Kurskiosk“ von Janina Hedtke neue digitale Impulse, indem die Lehrer kontinuierlich digitale Alternativen ausprobieren und sich mit ihren Kollegen darüber austauschen können. Außerdem entwickelt eine Arbeitsgruppe aus Vertretern aller Fachschaften derzeit Strategien für ein gemeinsames pädagogisches Medienkonzept. Im Fokus steht dabei die Frage, wie das Kollegium darin unterstützt werden kann, Schülern Digitalkompetenz zu vermitteln. 

Lukas Erdmann, ebenfalls Informatik-Lehrer, betont eine andere wichtige Voraussetzung: „auch die motiviertesten und geschultesten Lehrer benötigen eine angemessene technische Ausstattung. Wir sind da zum Glück mit zehn Computer- bzw. Laptop-Räumen verwöhnt. Zusätzlich erleichtern uns in den restlichen Klassenräumen PCs und Dokumentenkameras am Lehrerpult den Unterrichtsalltag, da so die altertümlichen Overhead-Projektoren überflüssig sind. Stattdessen können wir nun Papierdokumente, wie z.B. eine Hausaufgabe oder Arbeitsblätter, direkt über unsere Beamer auf der Leinwand zeigen.“

Seit zwei Jahren nutzt unsere Schule zudem das ASS-Portal, über das alle Prozesse digital organisiert und koordiniert werden. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass sich die Schüler ganz ohne die übliche Papierflut für ihre Mathenachhilfe und Prüfungsvorbereitungskurse anmelden. Die Eltern können sich so frühzeitig für den Sprechtag in konkreten Zeitfenstern bei den gewünschten Lehrern digital ankündigen, so dass die Veranstaltung planbarer und effektiver wird. Nicht zuletzt können die Lehrer über diesen digitalen Dreh- und Angelpunkt Lerninhalte gezielt zur Wiederholung außerhalb der Schule bereitstellen, wie z.B. ein Lernvideo. So erweitert sich der Lernort Schule und alle Mitglieder unserer Schulgemeinschaft können nicht nur ortsunabhängig auf relevante Informationen zugreifen, sondern im Vergleich zur E-Mail auch datensicher miteinander kommunizieren.
Carl Sagan hätte seine Kinder wohl gerne auf die ASS geschickt. Denn unsere Absolventen sind gewappnet für die Herausforderungen der Digitalisierung in ihrem künftigen beruflichen und privaten Alltag.