Die Einweihung des neuen ASS-Schulgebäudes

„Der Star der heutigen Veranstaltung ist das neue Schulgebäude“. Mit diesen Worten verdeutlichte der neue Schulleiter Martin Zurowski den Anlass, weswegen sich am 25.09.2020 eine begrenzte Zahl ausgewählter Gäste auf dem Säer einfand. Dieser feierliche Anlass war die offizielle Einweihung des neuen Schulgebäudes der ASS. Gleichzeitig wurde bei dieser Gelegenheit auch Martin Zurowski öffentlich zum neuen Schulleiter der ASS ernannt.

Der aktuellen Corona-Pandemie war geschuldet, dass es trotz dieser beiden festlichen Anlässe keine große Feier gab, sondern lediglich 100 Gäste eingeladen waren, die ein penibles Hygienekonzept mit strengen Abstandsregeln und Maskenpflicht einhielten. Verzichtet wurde aus diesem Grund auch auf einen gemeinsamen Imbiss, den Auftritt der Lehrer-Schüler-Band „The Alberts“ und gemeinsame Führungen durch das Gebäude. 

Trotz dieser Einschränkungen ließen es sich die Gäste nicht nehmen, dem neuen architektonischen Star auf dem Säer ihre Aufwartung zu machen, darunter die beteiligten Architekten, Vertreter der ausführenden Baufirma Wolff & Müller, wichtige Kreisräte, Vertreter des Landratsamts, Schulleiter von anderen beruflichen Schulen aus dem Landkreis, die Elternvertreterin Frau Blümlein und der Schülersprecher Simon Henzler. Sie alle lauschten den Reden des Landrats Heinz Eininger, des Nürtinger Oberbürgermeisters Johannes Fridrich, des Geschäftsführers von Wolff & Müller Christoph Bohrer, des Abteilungsdirektors im Regierungspräsidium Stuttgart Martin Sabelhaus sowie des Schulleiters Martin Zurowski. Wie all diese Redner aus ihren ganz unterschiedlichen Perspektiven das neue Schulgebäude der ASS sehen, darüber geben die folgenden Zitate einen kleinen Einblick.

17 Meinungen über den neuen Star auf dem Säer

Nachruf auf einen Betonklotz - Eine Glosse

Nun ist es so weit, wir nehmen also Abschied von unserem „alten“ Schulgebäude, das noch gar nicht so alt ist. Siebenundvierzig Jahr und schon graues Haar, das mutet im Vergleich mit anderen Schulen in der Stadt doch schon etwas befremdlich an. Aber die Entscheidung war längst gefallen, ehe man sich der doch ganz eigenwilligen Schönheit unserer Schule bewusst werden konnte. Daher soll hier noch einmal auf persönliche Weise und ohne Anspruch auf Objektivität – die in Fragen der Ästhetik sowieso stets eine Illusion ist – noch einmal ein Blick zurück auf diesen sympathischen Betonklotz gerichtet werden.

Allen bekannt ist der Weg zur Schule über den Bildungsboulevard, der Schüler wie Lehrer zielsicher vom Parkplatz beim Krankenhaus direkt auf das Gebäude zuführt. Vom oberen Stockwerk aus konnte man jeden Morgen das beeindruckende Bild der bewegten Masse betrachten, die in Pilgermanier dem Bildungstempel entgegenstrebten, um der Weisheit und damit dem Nirvana ein Stück näher zu kommen. Aus Schülerperspektive mag die Betrachtung etwas anders ausgesehen haben.

Gleich beim Betreten des Gebäudes über den unteren Eingang beim Lehrerparkplatz stach einem die eigenwillig anmutende Holzoptik ins Auge. Stilistisch zwischen Retrolook und Vintage einzuordnen – nur Banausen würden den Begriff altmodisch verwenden – verlieh sie der ansonsten recht funktionalen Umgebung etwas Heimeliges. In den letzten Jahren wurde diese Besonderheit ein wenig durch die Modernisierungsmaßnahmen im Rahmen der Brandschutzsanierung übertüncht, dafür wurde es dank eines optisch ansprechenden Piktogrammsystems übersichtlicher. Man konnte hieran übrigens lernen, dass auch eine Brandschutzsanierung in Millionenhöhe nicht gegen Abriss hilft.

Lehrern und vor allem Schülern, welche auf der Fensterseite des Klassenzimmers saßen, wird die aus der Zeit gefallene Heiztechnik in Erinnerung bleiben. Sie orientierte sie sich ganz modern am Prinzip der Informationstechnologie: Es gab nur eins oder null – Vollgas oder Abschaltung, sodass dafür gesorgt war, dass wir auch im Winter immer im T-Shirt herumlaufen konnten.
Schön war auch die besondere Großzügigkeit der räumlichen Anordnung. Dies galt für Eingangsbereich, Treppenhäuser Sitzbereiche für die Schüler sowie ganz besonders für die Aula. Welch wunderbarer Erinnerungsschatz hier doch bald im Bauschutt begraben wird: Welch stimmungsvolle Veranstaltungen hier doch in zuverlässiger Regelmäßigkeit stattfanden und mit schönen Erinnerungen verbunden sind, von der Weihnachtsandacht und dem Weihnachtsmarkt über die Sommer- und Weihnachtsfeste des Kollegiums bis hin zu Informations- und sogar Kulturveranstaltungen war hier alles geboten. Denkt man an den Schulalltag, so werden einem die Bilder von Schülergruppen im Kopf bleiben, die hier ihr Mittagessen genossen und sonstige Verweilzeiten verbrachten. Ein ganz spezielles Flair verbreitete die Weitläufigkeit in meiner Wahrnehmung bei den Vernissagen, wenn nach dem offiziellen Teil in der Aula die Kunstinteressierten sich zur Erkundung der Werke auf die verschiedenen Etagen begaben und man überall Einzelne, Grüppchen, Schüler, Lehrer und Außenstehende, Künstler, Experten und Laien im Austausch miteinander antraf – oft mit einem Gläschen Sekt in der Hand, ganz ungezwungen.

Ein eigenes ästhetisch wertvolles Genre bildeten die Ausblicke, die von banal bis zu phänomenal reichten. Hierbei stellte sicherlich der Ausblick aus Raum 405 auf die Schwäbische Alb und den Hohenneuffen eine eigene Kategorie dar. Kaum etwas kann mich bis heute so ergreifen, wie der Zustand der Morgendämmerung im ersten Quartal des Jahres hier oben zu erleben. Wenn beim Betreten des Raumes noch die Dunkelheit alles beherrschte und der Nebel über den Streuobstwiesen lag, ehe sich Aurora in kräftigem Rot langsam hinter den Bergen andeutete, um schließlich die Ebenen wachzuküssen und , zunächst behutsam und dann immer stärker den Nebel zu Vertreiben, um Licht in die Welt zu bringen. Das regte wahrlich  zum Frohlocken und lyrischen Schwärmen an, sodass manche BK2 Klasse in frühmorgendlichen Deutschunterricht kaum an sich halten konnte und beinahe wild mit Esprit um sich sprühte.
Dieser Traumwelt gänzlich entgegen stellte sich das Erlebnis, an einem Wintermorgen in Daunenjacke am über die letzten Jahre immer weniger dicht schließenden Fenster zu sitzen und zu frieren. Es zog so sehr, dass nicht wenigen unweigerlich der Geschmack von Hechtsuppe auf den Lippen lag. Zugfahrer waren in diesen Momenten stets an die Romantik von Gleis 7 am Plochinger Bahnhof im Winter erinnert und fragten sich spätestens nach zehn Minuten, wann denn der erlösende Zug kommen würde, der sie in die Wärme brächte. Nicht unerwähnt sollte in diesem Zusammenhang auch der Teppichboden bleiben, der verhinderte, dass dem Hausstaubmilbenallergiker jemals die Schleimhäute abschwollen.

Ein ganz besonderes Kleinod war das Biotop vor meinem Klassenzimmer, das so herrlich die Möglichkeit bot, nach der gefühlt zehnten vollkommen redundanten Schülerfrage den eigenen Sprung aus dem Fenster anzukündigen, falls noch ein Schüler mit unerwartet engagiertem Fingerzeig meine letzte Hoffnung wecken würde, nur um dann die unter Aufbietung aller pädagogischen Kraft mühsam heraufbeschworene Spannung mit den Worten „Darf ich mal auf’s Klo?“ erschlaffen zu lassen.
Den meisten Schülern nicht bekannt, vielen Lehrern aber in guter Erinnerung bleiben wird die Lehrer“küche“, eigentlich Küchenzeile, in der kein noch so hektischer Schulalltag verhindern konnte, dass dem im ein oder anderen romantische Erinnerungen an die Zeit in der Studenten-WG aufkamen. Der Ort war ein beliebter Sammelplatz für übriggebliebenes Essen – egal ob bei einer Schulveranstaltung oder einer privaten Feier noch Reste übrig waren: Es ging alles weg. In der Mitte befand sich ein technisches Kuriosum, die immer volle Spülmaschine in Singlegröße für 65 Kollegen. Zudem wurde hier eine attraktive Alternative zu Polterabenden als Entsorgungsstelle für allerlei Keramikwaren geschaffen.

Natürlich gibt es unzählige individuelle Erinnerungen an diesen wunderbaren Betonklotz und jeder, der in den letzten 47 Jahren einmal Schüler oder Lehrer an der ASS war verbindet seine eigenen Momente mit diesem Ort. Daher wäre ich sehr froh, wenn meine ganz persönliche Auswahl hier dem ein oder anderen eine Anregung bietet, über sein eigenes Verhältnis zum ehemaligen Schulgebäude nachzudenken. Vielleicht wird beim Lesen ja sogar die ein oder andere Geschichte im Gedächtnis geweckt.

Ich nehme in Dankbarkeit Abschied vom Schulhaus und freue mich über die schöne Zeit, die wir miteinander hatten.

Neubau für die Albert-Schäffle-Schule

Der Neubau für die Albert-Schäffle-Schule ist in trockenen Tüchern. Nach dem einstimmigen Beschluss des Kreisrats zum Neubau der Schule ist jetzt sicher, dass die ASS im April 2020 in ihr neues Domizil ein paar hundert Meter westlich des bestehenden Sportplatzes auf dem Säer zieht. Der Neubau, der mit 25,7 Millionen Euro veranschlagt ist, wird hinsichtlich Räumlichkeiten und Ausstattung keine Wünsche offenlassen. Vor allem im IT-Bereich wird das Gebäude auf dem neuesten Stand sein und den Anforderungen der voranschreitenden Digitalisierung mehr als genügen. Zu klassischen und altbewährten Raumstrukturen für den Unterricht kommen Elemente wie eine Schülerküche, drei Schülerarbeitsräume sowie ein Aktivitätenzimmer hinzu. Sie tragen dem Umstand Rechnung, dass viele Schüler faktisch mehrmals pro Woche den ganzen Tag an der Schule verbringen. Aber auch die Lehrkräfte dürfen sich über Verbesserungen freuen. So wird eine Reihe zusätzlicher kleiner Lehrerzimmer die Arbeit an der Schule deutlich erleichtern.

Die Schulleitung der ASS war in die Planungen immer eng einbezogen und dankt auf diesem Wege den Verantwortlichen des Landkreises und des Planungsbüros Quantum für die vertrauensvolle und reibungslose Zusammenarbeit.

  

Interview mit unserem stellvertretenden Schulleiter Herrn Zurowski

Baustellenfoto Bagger

Am 3. Mai fand der „Baggerbiss“ für den Neubau der ASS statt. War die Veranstaltung Ihrem Eindruck nach gelungen?

Ja, ich glaube insgesamt schon. Wir haben mit etwas mehr außerschulischen Besuchern gerechnet, da uns im Vorfeld höhere Zahlen genannt wurden, aber so in dem Rahmen war es schon okay.

 Okay!?!

Okay ist bei mir das höchste der Gefühle.

 In letzter Zeit sieht man auf ihrem Tisch immer wieder großformatige Bauzeichnungen, manchmal heißt es sogar: „Herr Zurowski ist gerade auf der Baustelle.“ Wie viel Ihrer Arbeitszeit nimmt der Neubau mittlerweile tatsächlich in Anspruch?

Auf der Baustelle bin ich selten, das hat wenig mit mir zu tun. Es ist schwer zu sagen, weil es ein periodisches Geschäft ist. Also es ist teilweise in den letzten zwei bis drei Jahren schon belastend gewesen, aber es kam immer in Schüben. Zeitweilig hatte man fast nur den Neubau um die Ohren und das ist natürlich schon problematisch. Aber z. B. jetzt gerade merke ich fast nichts davon. Insofern ist es schwer, das in Zahlen zu fassen. Ich empfinde es aber zeitweise als fast schon dramatisch, da es dann auch auf Kosten des Unterrichts geht. Ich habe auch nur einen bestimmten Zeitrahmen pro Woche und …

[das Telefon klingelt, Herr Zurowski entschuldigt sich und erklärt, dass heute wegen des Sportabiturs viel los sei].

 Es ist ja so, dass noch vor einigen Jahren die Schließung bzw. Zusammenlegung der ASS mit anderen Schulen diskutiert wurde. Nun bekommen wir einen Neubau. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Das ist eine politische Entscheidung, mit der wir nicht viel zu tun haben. Unser Job ist es ja nicht, Schülerströme zu prognostizieren. Dazu hat der Landkreis ein Planungsbüro beauftragt, das eine entsprechende Prognose abgegeben hat und dementsprechend ist auf politischer Ebene im Kreistag diese Entscheidung getroffen worden. Wir freuen uns natürlich darüber, aber letztendlich ist es eine Entscheidung, die wir als Schule nicht groß beeinflussen konnten. Wir sind ja kein politisches Gremium, sondern wie gesagt eine Schule.

War dann die Überlegung, die Kirchheimer und Nürtinger Schulen zusammenzulegen, falsch?

Nein, das war aufgrund von verschiedenen Faktoren einfach eine Option. Im Prinzip ist es logisch zu fragen, was vorteilhafter ist. Legen wir Schulen zusammen oder lassen wir die Schulen so, wie sie sind. Da gibt es für beide Seiten gute Argumente. Nur die Entscheidung, die gefallen ist, haben nicht wir getroffen. Wir haben sie gerne akzeptiert, aber hätten es auch hinnehmen müssen, wenn man gesagt hätte, man legt uns mit der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule zusammen.

Das alte Gebäude scheint noch ganz gut dazustehen und wurde in den letzten Jahren saniert und renoviert – Brandschutzmaßnahmen wurden durchgeführt. Warum war der Neubau trotzdem notwendig?

Da muss man weiter zurückgehen ins Jahr 2008/2009. Damals sollten wir aus dem Konjunkturpaket 2 Gelder für eine umwelttechnische Sanierung bekommen – Fassadenerneuerung, Dämmung etc. Diese Gelder sind uns kurzfristig wieder entzogen worden mit der Begründung, dass die Statik dieses Baus dies nicht aushält. Spätestens da war klar, dass wir hier ein größeres Problem haben. Es gab da mal eine weitere Begehung. Ich kann mich an den Satz eines Sachverständigen erinnern, der sagte, dass das Gebäude die Maschinen, welche es bräuchte, um es zu sanieren, nicht aushalten würde. Das war sehr aussagekräftig.

Das hier ist ein klassisches 70er Jahre Gebäude; damals wurden viele Schulgebäude sehr schnell aus dem Boden gestampft. Wenn sie einen Bau aus den 50er Jahren oder sogar aus dem Kaiserreich sehen, haben sie das Gefühl, dass die ewig stehen, aber Bauten aus den 70er Jahren werden scheinbar schnell marode. Wir haben das Gebäude immer gemocht, aber vom Standpunkt der Infrastruktur her macht es keinen Sinn mehr. Über die Brandschutzmaßnahmen kann man als Normalbürger aber nur noch den Kopf schütteln ….

Geben Sie uns einen kleinen Ausblick. Worauf dürfen sich die Schüler freuen?

Die Schüler vor allem über die Schülerküche, die komfortabel sein wird und einen entsprechenden Aufenthaltsraum mit sich bringt.

Dann konnten wir unsere gute Ausstattung mit ausreichenden DV-Räumen mit ins neue Gebäude hinübernehmen und zudem haben wir drei Räume, die mit dem vergleichbar sind, was wir heute in Raum 210 haben. Dort kann man selbständig arbeiten, natürlich auch am PC. Und es gibt zwei ausgewiesene Aufenthaltsräume für Ganztagesklassen. Darüber hinaus wird es zwei flexibel nutzbare Multimediaräume geben.

In den Unterrichtsräumen ist vor allem die bessere W-LAN-Ausstattung sowie die generell bessere Verkabelung zu nennen. Hier wird die Ausstattung „state-of-the-art“ sein.

Ob sich Schüler über einen gesonderten Prüfungssektor freuen, weiß ich nicht. Es wird so sein, dass wir im neuen Gebäude in einem bestimmten Bereich viel einfacher und flexibler Prüfungen abhalten können.

Welche Verbesserungen bringt der Neubau für die Lehrer mit sich?

In erste Linie sind da die kleinen Lehrerzimmer zu nennen, die wir zusätzlich bekommen. Denn in diesem Bereich sind wir momentan doch etwas mager ausgestattet.

Ansonsten bleibt im Lehrerbereich alles beim Alten, sprich das System mit einem großen und einem kleinen Lehrerzimmer konnten wir mit hinübernehmen.

Im Bereich Essen, Küche und Aufenthaltsraum wird es eine neue Lösung geben, d. h. es wird einen extra Raum zum Essen geben. Und wir bekommen eine Lehrerdusche für die Radler. Der Weg zur Toilette wird allerdings weiter sein (Anm: grinst).

Wir sind gerade noch am Überlegen, ob man bei den Lehrerarbeitsplätzen in den Unterrichtsräumen noch eine Verbesserung erwirken kann, wobei der Standard meiner Meinung nach schon relativ hoch ist.

Welche weiteren technischen Voraussetzungen bietet das neue Gebäude?

Für technische Fragen bin ich der falsche Ansprechpartner. Wenn es um energetische, gesundheitstechnische oder umweltrelevante Aspekte geht, wird uns immer wieder versichert, dass alles gut ist. Es gibt eben Bereiche, da müssen sie als Nichtfachmann nehmen, was Ihnen geboten wird. Man kann im Vorfeld auf bestimmte Aspekte hinweisen. Es gibt rechtliche Bestimmungen und man muss davon ausgehen, dass diese Bestimmungen eingehalten werden.

Wir sind bezüglich der Verdunklung der Räume etwas skeptisch, da dies auch hier ein latentes Problem ist. Diesbezüglich haben wir uns auch andere Schulgebäude angesehen, die neu gebaut oder saniert wurden. Wir bekommen ein ähnliches System wie jetzt, sprich eines, das bei starkem Wind automatisch die Jalousien hochfährt. Uns ist jedoch versichert worden, dass es in diesem Fall später reagiert als dies bisher der Fall ist. Wir hoffen, dass es funktioniert.

Wir haben im Vorfeld darauf hingewiesen, was uns wichtig ist, und jetzt hilft nur noch beten - würde ich sagen.

Ein wichtiges Kriterium für eine gute Lernatmosphäre ist eine angemessene Größe der Klassenzimmer. Bringt der Neubau hier eine Verbesserung oder Verschlechterung mit sich?

Wir halten den Standard, den wir haben. Dazu muss man sagen, dass unser Standard über dem liegt, was normalerweise üblich ist. Wir haben 72 qm, laut Gesetz sind 66 qm vorgeschrieben. Angesichts von 30 Schülern ist das sehr fragwürdig. Man mag unsere jetzigen Klassenzimmer schon als klein empfinden, aber wir liegen über dem gesetzlichen Standard.

Dies zu halten, stand in unserer Prioritätenliste sehr weit oben.

Und das ging auch, ohne dass wir im neuen Gebäude auf Räume verzichten müssen?

Das ist eine komplizierte Sache. Hier geht es um die Förderung vom Land Baden-Württemberg. Dabei wird zwischen verschiedenen Bereichen unterschieden. Innerhalb dieser Bereiche kann man auch etwas verschieben, aber das müssen RP und Bauträger mitmachen, worüber wir sehr froh sind. Hier hatten wir das Gefühl, dass flexibel auf unsere Wünsche eingegangen wurde.

Inwieweit profitieren auch die Sekretärinnen und der Hausmeister vom Neubau?

Der Hausmeister hat bezüglich des Platzes, der ihm zur Verfügung steht, sicherlich verloren. Die bisherigen Dimensionen gingen über das hinaus, was üblich ist. In technischer Hinsicht wird er aller Voraussicht nach gewinnen. Die Technik wird wesentlich ausgefeilter sein.

Im Sekretariat wird sich, außer dem architektonischen Grundriss, nicht viel ändern.

Inwieweit waren Sie in die Planungen eingebunden? Welche Vorstellungen und Wünsche der Schulleitung und der Lehrer wurden im Planungsprozess berücksichtigt? Können Sie uns hierfür ein konkretes Beispiel nennen?

Ich sag mal, wir haben das Ganze von Schulleitungsseite her weitestgehend in die Hand genommen, weil es immer unter einem gewissen Zeitdruck stattgefunden hat und es uns als relativ schwierig erschien, 70 Lehrer mal kurz nach ihrer Meinung zu fragen. Deswegen haben wir das Meiste in der Schulleitung geregelt und da, wo es uns sinnvoll erschien, den ÖPR mit ins Boot geholt. Wir haben auch den Eindruck, dass das Kollegium mit dem, was wir hier haben, relativ zufrieden ist. Wir erhalten wenig Rückmeldung im Hinblick darauf, was besser sein könnte - im DV-Bereich fast gar nichts. Wir gehen also davon aus, dass die Lehrer zufrieden sind. Letztendlich ist das grundlegende Prinzip gewesen, dass die guten Dinge hinübergerettet werden und durch einiges ergänzt werden, sprich z.B. den Prüfungssektor, wodurch man Aufsichten spart und geregelte Abläufe hat. Bzgl. der Lehrerzimmer und Lehreraufenthaltsräume haben wir gefragt, wie die Lehrer das bisherige Konzept mit einem großen und mehreren kleinen Arbeitszimmern finden. Es gibt auch Schulen, die nur kleine Arbeitszimmer haben. Der Wunsch war, dass es so bleibt, wie es ist, und das hat für viele Sachen gegolten.

Haben Sie diesbezüglich den Eindruck, dass Sie vom Träger in die Planung einbezogen wurden?

Sehr gut. Das war im Vorfeld unsere Sorge. Wir hatten uns andere Schulen angesehen und was bei mir hängengeblieben ist, ist dass die Schulleitungen erzählt haben, sie seien nicht ausreichend gehört worden. Dieses Gefühl hatten wir nie. Wir hatten stets den Eindruck, dass uns sehr gut zugehört wird. Da gibt es keinen Grund zur Klage – das war top.

Das ist ja sehr erfreulich, da gerade bei einem solchen Riesenprojekt manchmal der Eindruck entsteht, es wollten sich manche Verantwortliche profilieren.

Unser Gefühl war, dass niemand sich hier profilieren wollte, sondern dass es um rationale Aspekte ging und dass das Bewusstsein da war, die Schule wisse am besten Bescheid, was für sie gut sei. Dies wurde nie in Frage gestellt, was ich sehr gut finde.

Es gab eigentlich nur einen Moment diesbezüglich, der davon abwich. Aus dem Architektenbüro wurde uns rückgespiegelt, dass unsere Art, den Lehrerbereich im Klassenzimmer zu gestalten – mit Tafel und Präsentationsfläche, aber ohne Whiteboard etc. – nicht mehr zeitgemäß wäre. Da dachte ich mir nur: Okay Freunde, wir können ja auch mal vorbeikommen und euer nächstes Gebäude planen! Aber ansonsten war es immer in Ordnung.

Der Finanzrahmen bringt es üblicherweise mit sich, dass nicht alle Wünsche realisiert werden. Welche Hoffnungen der Schulleitung und des Kollegiums bleiben Träume?

Ganz am Anfang hätte man noch bei der Planung bestimmte Dinge berücksichtigen können, z. B. eine zentrale Lage der Bibliothek oder der Cafeteria zwischen beiden Schulen. Hier hätte man noch einen draufsetzen können. Dann fallen mir vor allem die naturwissenschaftlichen Räume ein, bei denen wir Einbußen haben. Ansonsten eher wenig (muss nachdenken) … durchweg Kleinigkeiten, wie Wünsche bei der Küchenausstattung. Es überwiegt tatsächlich die Zufriedenheit.

(Überlegt) Worauf haben wir sonst verzichtet? Ach ja, das grüne Klassenzimmer ist nicht gekommen.

Nachfrage: Was ist ein grünes Klassenzimmer?

Die Möglichkeit im Freien zu unterrichten, mit ein paar Steinbänken oder ähnlichem.

Was waren und sind die größten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Neubau?

Am Anfang zu durchschauen, wie finanzielle Förderung funktioniert, sprich zu schauen, wie die Quadratmeterzahlen aussehen müssen. Man muss schauen, was das Land Baden-Württemberg fordert, was das RP sagt, was steht einer Schule zu, was haben wir hier. Dann muss man schauen, wovon haben wir hier zu viel, wovon haben wir zu wenig; wie kann ich das, was wir zu viel haben und auch brauchen, mit in den Neubau retten; wie gehe ich mit dem um, was zu wenig ist. Es ist am Anfang die Menge, die einen erschlägt.

Dann gibt es natürlich Bereiche, von denen man als einzelner gar keine Ahnung hat. Da sind wir in der Schulleitung aber ganz gut bedient, da jeder eine spezielle Fähigkeit mitgebracht hat. Das war wohl ein Glücksfall.

Es waren also vor allem planerische Aspekte, die Herausforderungen darstellten. Sprich konkret aufzuschreiben, was man an welcher Stelle braucht. Ich habe versucht, es zu systematisieren (Welch eine Überraschung?, Anm. d. Redaktion): Was haben wir? Was sagen die Vorschriften? Was wollen wir? Diese drei Fragen so zu organisieren, dass alle mitgehen konnten, war am Anfang eine große Herausforderung.

Und dann muss man bei alledem noch den Überblick bewahren.

Irgendwann bekommen Sie dann 200-300 Seiten Bauaufgabenbeschreibung, mit der Bitte, sie mal durchzuschauen. Das sind Sachen, von denen Sie im Prinzip keine Ahnung haben. Das geht dann bis zur Steckdose. Da lernen Sie querlesen.

Haben Sie insgesamt ein gutes Gefühl?

Ja, immer noch.

Als ein großer Vorteil des Neubaus wird der Campusgedanke mit der FRS genannt. Können Sie das anhand eines Beispiels konkretisieren?

Die Frage ist zunächst: Wie definiere ich einen Campus? Ein Campus ist für mich ein Gelände, das möglichst viele gemeinschaftliche Einrichtungen hat, die möglichst gut verteilt und für alle auf dem Campus befindlichen Institutionen gut zu erreichen sind. Da wird nicht viel hinzukommen: Wir haben die Sporthalle, die Bibliothek und die gemeinsame Cafeteria. Insofern ist das Neue, dass die FRS Räume bei uns im Gebäude haben wird und unser Chemie-Unterricht drüben stattfinden wird. Zudem gibt es einen großen Konferenzraum, der von beiden Schulen genutzt wird. Die Wege zwischen beiden Schulen sind eher kürzer geworden. Die Arbeit beider Schulen wird noch enger verbunden werden. Vermutlich wird es auch gemeinsame Fahrradständer geben. 

Werden die Schulen auch direkt verbunden sein?

Es wird keinen überdachten Gang o. Ä. geben. 

Wie kam es zum Verlust der naturwissenschaftlichen Räume?

Das RP und der Schulträger haben gesagt: Freunde, ihr habt in beiden Schulen genügend naturwissenschaftliche Räume, somit müsst ihr die auch gemeinsam nutzen. Dazu sage ich ganz ehrlich, ich bin nicht nur stellvertretender Schulleiter, sondern auch Steuerzahler, und dafür habe ich Verständnis. 

Wird es dadurch Nachteile geben?

Wenn Schulen kooperieren, ist es nie reibungsfrei. Das ist eine Illusion. Wir werden gut zusammenarbeiten, das funktioniert sehr gut mit drüben (FRS, Anm. d. Red.). Von den Wegen her wird es nicht weiter sein als bisher. 

Betrifft das nur die Chemie?

Nein, auch die anderen Naturwissenschaften. Wenn wir genau hinsehen, dann sind die naturwissenschaftlichen Lehrkräfte die großen Verlierer. Die Biologen werden an zwei Orten arbeiten, während die Physiker der FRS zu uns kommen müssen. Bezüglich der Situation in Chemie verstehe ich, dass die Chemielehrkraft nicht sonderlich begeistert ist, aber da hatten wir keine Argumente gegenüber dem Landkreis in der Hand. 

Sprich, da war einfach der Kostenfaktor entscheidend?

Ja, das muss man einfach auch mal akzeptieren. 

Welche weiteren Dinge werden wir Ihrer Meinung nach von unserem bisherigen Schulgebäude vermissen?

Mein Zimmer hier, das angemessen groß war – finde ich (ca. so groß wie ein Klassenzimmer, Anm. d. Red.). Es wird kleiner werden.

Ich habe nun auch die ersten Designentwürfe von der Innenausstattung gesehen und muss sagen: Alle Achtung! Herr Boyn und ich waren sehr angetan davon, wie das aussehen wird. Wobei man vorsichtig sein muss, da ich mir sagen lassen habe, dass Architekturbüros sehr talentierte Zeichner anstellen. 

Und im Hinblick auf die wunderschöne Aussicht von unserem jetzigen Standort aus?

Also, wir werden dann eben mehr in Richtung Aichtal schauen als in Richtung Neuffen. Da das alte Gebäude so schnell wie möglich plattgemacht werden soll, dürfte sich unser Blick auf den Hohenneuffen nur um fünfhundert Meter weiter nach hinten verlagern. Aber dafür sehen wir dann vielleicht besser in die Stadt hinunter.

Was passiert denn dann mit dem alten Gebäude?

Es wird sehr schnell abgerissen. Wir gehen davon aus, dass wir zum Jahreswechsel 2019/2020 umziehen und dass das Gebäude, in dem wir uns gerade befinden, sechs bis acht Wochen später weg sein wird. Wir können uns also jetzt schon langsam überlegen, wie wir es ausschlachten. 

Abrissparty?

Vielleicht machen wir ja auch eine Art Basar mit den Restmöbeln etc.

Das bringt mich zu den zwei noch ausstehenden großen Herausforderungen: Der Umzug der gesamten DV. Die andere große Sache sind die Möbel verbunden mit der Frage: Welche unserer Sachen kommen wohin? Da spielen auch ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle. In den Faschingsferien bin ich bereits mit einer Architektin durch das Schulhaus gegangen und habe eine Art Bestandsaufnahme gemacht. Es ist schon erstaunlich, was sich in 40 Jahren wohin bewegt hat. Diesbezüglich erwarte ich noch viel Arbeit, die auf uns zukommt. 

Laut Planung soll der Neubau in 1,5 Jahren stehen. Das klingt ambitioniert. Wie optimistisch sind Sie, dass wir tatsächlich in den Weihnachtsferien 2019/20 umziehen?

Sie meinen wohl, wie pessimistisch. Unser Lieblingstermin wäre Sommer 2020 gewesen – gar keine Frage. Dann hieß es Ostern, was immer noch besser gewesen wäre. Zuletzt hieß es Januar 2020. Januar ist immer eine sehr arbeitsintensive Zeit für uns und ich halte diesen Zeitraum aus schulischer Sicht nicht für einen guten Umzugstermin. Allerdings gilt auch hier, dass diese Entscheidung nicht in unserer Hand liegt. Wir haben unsere Wünsche angebracht, aber da sagt der Bauträger eben: Da müsst ihr durch. Die Weihnachtsferien sind sicherlich nicht mein Wunschtermin, aber wenn es so ist, dann ist es halt so. Life is not a wishconcert. 

Die Frage ist für mich jetzt, ob wir bei Verzögerungen evtl. während der Schulzeit umziehen müssen.

Nein, es wird definitiv in den Ferien sein, da bin ich mir sicher. Ein Umzug wäre während des Schulbetriebs nicht leistbar, ohne dass die Schule ein oder zwei Wochen dicht gemacht werden muss. Die Frage ist noch, inwieweit man das Kollegium mitnehmen muss, weil der ein oder andere sicherlich aus gutem Grund sagen wird, das nehme ich lieber selbst mit. 

Wurden für den Temin Gründe genannt?

Da geht es ums Geld. 

Was haben Sie persönlich bei der Arbeit am Neubauprojekt hinzugelernt?

Im Wesentlichen den ganzen Arbeitsprozess, also wie das Ganze abläuft. Auch ein bisschen was Architektonisches bei Details, sprich welche unterschiedlichen Lösungen es wo gibt. Drittens, dass der Job richtig stressig sein kann. Und zu guter Letzt: man kann sich auch zu Tode regulieren. 

Hat sich der Aufwand gelohnt?

Es hat sehr viel Spaß gemacht. Es gibt ja auch Aufwand, der einen nervt, aber das war hier nie der Fall. Sondern es war eher die Chance, zu sagen, das gestaltet man. Und wenn man dann einzieht sagen zu können, das habe ich beeinflusst, wird sicherlich ein schönes Gefühl sein.

Das Störende war eigentlich immer nur, dass es phasenweise zeitlich so belastend war, dass es auf Kosten von anderen Dingen ging. Es ist sicherlich organisatorisch und im Hinblick auf meinen Unterricht einiges liegen geblieben, was man gerne in Angriff genommen hätte. Hier bitte ich alle Betroffenen noch einmal um nachträglich um Verständnis. Es werden ziemlich sicher auch noch einmal solche Phasen kommen. 

Wie hoch sehen Sie die Gefahr, dass wir Sie in naher Zukunft an eine Beratungsfirma verlieren werden, die sich auf Schulhausneubauten spezialisiert hat?

Das ist eine Frage des Angebotes, Herr Schweiker. Es müsste aber schon ziemlich gut sein, damit ich schwach werde. Denn es ist immer noch ein schöner Job, den wir hier haben. Wenn man auf Sitzungen geht und die anderen sieht und sich überlegt, was deren Jobs sind, dann denke ich, ich hab’s doch ganz gut erwischt. 

Das ist doch ein schönes Schlusswort. Herr Zurowski, ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Zeit und das Gespräch. 

Die Fragen stellte DANIEL SCHWEIKER.