Dieses Interview führen wir per Videokonferenz und leider nicht in deinem neuen Büro, dessen Weitläufigkeit und Aussicht jeden Abteilungsdirektor im Regierungspräsidium neidisch macht. Wie zufrieden bist du mit deinem neuen Arbeitszimmer? Konntest du bereits eigene Akzente bei dessen Gestaltung setzen oder zumindest die Aussicht genießen?
Von dem Genussmoment des Arbeitszimmers konnte ich aufgrund von Corona noch gar nicht so profitieren. Es ist ein tolles Zimmer mit einem schönen Ausblick, aber letztendlich war seit Schuljahresbeginn so viel los, dass der hauptsächliche Blick auf den PC gerichtet war oder eben auf die Kollegen, die hereinkamen. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass der Genuss im großen Lehrerzimmer ähnlich oder fast noch imposanter ist, weil er eine 180 Grad-Perspektive bietet. Daher kommen alle auf dieser Etage in den Vorteil dieses Ausblicks.
Der Grund für dein repräsentatives Einzeldomizil ist, dass du am 11. Februar offiziell zum stellvertretenden Schulleiter ernannt wurdest: Wie fühlst du dich in deinem neuen Amt? Wie ist dein bisheriger Eindruck?
Also, zum einen muss man natürlich sagen, dass ich zwar offiziell seit dem 11. Februar in diesem Amt bin, es aber eigentlich schon seit Anfang des Schuljahres ausübe. Von daher kann ich jetzt mein Türschild offiziell ändern, aber die Tätigkeit hat sich ansonsten nicht geändert. Man muss auch erwähnen, dass ich mit Herrn Zurowski die letzten drei Jahre im Stundenplanteam zusammengearbeitet habe. Insofern wurde ich weniger ins kalte Wasser geworfen, sondern es war ein Stück weit ein Reingleiten, weil ich immer wieder ein paar Dinge gemacht und kennengelernt habe. Das hat mir den Einstieg zum Schuljahresbeginn enorm erleichtert, gleichzeitig ist das neue Amt wahnsinnig spannend.
Wie hat sich dein Arbeitsalltag konkret verändert?
Grundsätzlich war es vorher so, dass der Unterricht und dessen Vorbereitung etwa 90 % meiner Tätigkeiten eingenommen haben. Bisher habe ich an der Schule unterrichtet, war noch eine gewisse Zeit da und bin nach Hause gegangen, um dort den Unterricht vorzubereiten oder zu korrigieren. Jetzt ist es so, dass die Präsenz an der Schule deutlich gestiegen ist, weil die Arbeit zum großen Teil in der Schule stattfindet. Daran, dass ich einer der ersten im Schulhaus bin, musste ich mich am Anfang gewöhnen.
Da bleibt man flexibel. Wie klappt die Zusammenarbeit mit deinen neuen Schulleitungskollegen?
Ich sage mal, genauso perfekt wie vorher. Die Zusammenarbeit mit den Abteilungsleitern und Herrn Zurowski funktionierte bereits, als ich Lehrer war, sehr gut. Ich habe auch im Bewerbungsgespräch klar gesagt, dass ich mich hier nicht auf eine Stelle als stellvertretender Schulleiter bewerbe, sondern auf die Stelle des stellvertretenden Schulleiters der ASS. Für mich ist es das A und O, dass eine Schule sich nur dann entwickeln kann, wenn man im Schulleitungsteam gewisse Grundausrichtungen teilt und auch eine gewisse Grundharmonie da ist. Das heißt nicht, dass du zu allem Ja und Amen sagst, sondern es gibt unterschiedliche Meinungen und du diskutierst auch unterschiedliche Themen, aber die Grundrichtung ist die gleiche. Daher macht es wahnsinnig Spaß, mit allen zusammenzuarbeiten, jeder hat einen eigenen Charakter, jeder hat seine eigenen Vorstellungen und da mitwirken zu dürfen ist enorm spannend.
Mit welcher Motivation hast du dich für diesen Posten beworben? Zu viel Freizeit kann schließlich nicht der Grund sein, da du vor kurzem zum dritten Mal Vater geworden bist.
Also zum einen muss man im Rückblick sagen, dass der Wechsel von Herrn Gundelsweiler für uns alle plötzlich gekommen ist. Hätte man uns vor eineinhalb Jahren gefragt, hätten wir alle gesagt, das läuft noch 10 Jahre so weiter und es wäre alles toll gewesen. Aber es kam anders. Für mich war klar, dass es unglaublich Spaß gemacht hat, mit Herrn Zurowski im Bereich Stundenplan und Deputatserstellung zusammenzuarbeiten. Der Bezug zu den Kollegen ist sehr gut. Das war für mich die Motivation zu sagen, hey, das ist eine Schule, die eine super Kollegialität hat. Das, was uns auszeichnet, ist glaube ich, dass wir ein harmonisches und engagiertes Kollegium sind. Da macht es auch wirklich Spaß zu gestalten, weil du eben die Leute hast, die etwas machen wollen, die mitziehen. Man sieht an der Digitalisierung, wie die Leute mitmachen – natürlich auch wegen Corona. Aber es wird ja viel reingesteckt und Eigenleistung betrieben. Bei dieser Konstellation, dass ich, die Schulleitung und das Kollegium Lust auf Weiterentwicklung haben, war es für mich klar, dass ich den Schritt gehen will und das machen will. Natürlich ist es auch toll, wenn du zu Hause eine Frau hast, die voll hinter dir und deiner Entscheidung steht. Somit habe ich die Entscheidung bisher keine Sekunde bereut.
Was sind deine Ziele im neuen Amt? Welche konkreten Verbesserungen unserer Schule strebst du an?
Also zunächst mal muss man sagen, dass die bisherige Schulleitung in den letzten Jahren einen super Job gemacht hat. Und wenn man dann neu ins Amt kommt und sagt, das und das mach ich alles besser, dann wirkt es oftmals so, als wäre es davor schlecht gelaufen. Ich glaube, man muss wirklich sagen, Herr Gundelsweiler, Herr Zurowski und alle Abteilungsleiter haben 12 Jahre lang einen mega Job gemacht und deshalb steht die Schule nicht umsonst mit einem sehr guten Ruf da. Nichtsdestotrotz ist es so, dass der Corona-Lockdown enorm viele Chancen birgt, gerade im Bereich der Digitalisierung, wo einfach unglaublich viel möglich ist. Ich denke, da kann die Schule sich auch aufgrund des tollen Schulhauses immens weiterentwickeln. Man kann viel im Bereich SOL (Selbstorganisiertes Lernen) machen und man kann bis hin zu Flipped Classroom komplette Unterrichtskonzepte neu definieren. Du kannst die Stärkeren mehr fördern und die Schwächeren hinterherpushen. Da gibt es viele spannende Entwicklungen. Meiner Ansicht nach war das Bildungswesen in den letzten Jahrzehnten noch nie so im Wanken, was die Struktur betrifft. Es ist ein Gang auf Messers Schneide: Machst du zu viel, sagen die meisten Leute, das gehe zu schnell, machst du zu wenig, dann wird es dem Anspruch der Schule nicht gerecht. Gerade in diesem Bereich ist es mir ein Anliegen, dass wir uns weiterentwickeln. Man muss aber ganz klar sagen: Im Mittelpunkt von allem, was wir machen, ob das als Lehrer, als Abteilungsleiter oder als Schulleiter ist, steht immer der Unterricht und somit die Schülerinnen und Schüler.
Wie siehst du uns insgesamt im Hinblick auf die Digitalisierung aufgestellt?
Im Vergleich zu vielen anderen Schulen sind wir, glaube ich, super aufgestellt. Wir waren vom ersten Tag des Lockdowns keine Sekunde blind, d.h. wir waren sofort mit allen SchülerInnen vernetzt, wir haben im zweiten Lockdown über BigBlueButton auch ein Conferencing-System gehabt, das uns Unterricht nach Stundenplan ermöglicht. Es gibt bei jedem Tool oder Programm Startschwierigkeiten, aber ich glaube, dass wir in der Grundstruktur sehr gut aufgestellt sind. Das liegt aber auch daran, dass die Leute, die das bei uns betreuen, dafür brennen und da wirklich Tag und Nacht opfern.
Herr Zurowski beschrieb die Position des Schulleiterteams einmal mit folgender Analogie: Der Schulleiter ist der Außenminister, der Stellvertreter ist der Innenminister. Wie siehst du das?
Also ich glaube, dass das zumindest in der Außenwirkung in den letzten 12 Jahren so war. Wenn wir im Politikjargon bleiben, ist es irgendwann so, dass Koalitionsverhandlungen anstehen und die Aufgabenteilung nicht unbedingt so sein muss, wie es in den letzten 12 Jahren war, sondern dass das Ganze ein Prozess ist. Die Grundaussage trifft zu, dass der Stellvertreter das Tagesgeschäft mit Stundenplan sowie Vertretungsplan macht und deutlich mehr im Inneren der Schule zu tun hat als der Schulleiter, der auch im Landkreis, beim Schulträger und Regierungspräsidium tätig ist.
Nun bist du ja ein „local hero“, hast an unserer Schule dein Referendariat gemacht und bist seit über zehn Jahren Mitglied des Kollegiums. Welche Vor- und Nachteile bringt diese Verwurzelung deiner Ansicht nach mit sich?
Meine Zeit hier beginnt natürlich schon ein bisschen früher, weil ich die Ausbildung auch an der ASS gemacht habe. Die Geschichte fängt eigentlich schon mit einem Lehrer namens Herr Lehbrink an, der damals Rechnungswesen unterrichtet hat und maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ich nachher den Weg des Lehramts eingeschlagen habe, sprich dass ich das Abitur nachgeholt und dann studiert habe. Ich glaube, dass ich die Schule dadurch mittlerweile aus allen Perspektiven kenne: aus der Perspektive der letzten Reihe, aus der ersten Reihe vorne am Lehrerpult und jetzt nochmal in einer anderen Position. Natürlich ist es letztendlich so, dass der Stellvertreter Entscheidungen treffen muss. Das unterscheidet ihn vom normalen Kollegen. Aber ansonsten sehe ich mich immer noch als ein Teil des Kollegiums. Daher sehe ich nur Vorteile in meiner schulischen Verwurzelung.
Du bezeichnest dich „als Kind des zweiten Bildungswegs.“ Was meinst du damit? Inwiefern prägt dich dieser Bildungsweg bei deiner heutigen Arbeit?
Für mich ist Lernen immer nur eine Momentaufnahme, ein Teil des Lebens. Es ist nicht so, dass dein Lebensweg, wenn du irgendwann einmal die Realschule besucht hast, vorgezeichnet ist. Ich denke, gerade Baden-Württemberg ist prädestiniert dafür, dass du, egal wo du startest, überall hinkommen kannst, weil es keinen Abschluss ohne Anschluss gibt. Ich habe das an meiner eigenen Biographie erlebt. Meine Schwester z.B. ist sofort aufs Gymnasium und hat da top durchgezogen. Das wäre aber für mich definitiv nicht der richtige Weg gewesen. Deswegen bin ich auf die Realschule gegangen und habe dann nach dem Motto „Nie wieder Schule“ eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Relativ früh habe ich gemerkt, dass dieser Beruf aber für mich nichts auf Dauer sein wird und habe mich zum Schluss immer mehr auf die Schule gefreut. Ich bin dann an die kaufmännische Schule nach Stuttgart, habe dort an der Wirtschaftsoberschule das Abi nachgeholt und bin zum Studieren an die Uni gegangen. Zudem bin ich auch familiär vorgeprägt, da mein Papa Lehrer war. Somit habe ich entschieden, dass ich auch diesen Weg gehen will. Das ist auch etwas, was ich meinen SchülerInnen immer sage: Egal in welcher Situation ihr jetzt seid, ihr müsst das machen, was euch Spaß macht und wenn euch das Spaß macht, wo ihr gerade drin seid, dann ist es perfekt. Denn die Arbeit ist nachher wahrscheinlich der Hauptteil in eurem Leben und wenn ihr da nicht glücklich seid, dann wird euer Privatleben auch nicht glücklich werden. Nun bin ich an einem Punkt, wo ich sage „Hey, das ist genau das, was ich machen wollte“ und das strahlt letztendlich auf alles aus, auf meine Arbeitstätigkeit und mein Privatleben. Wir leben nur einmal und unser System bietet so viele Aufstiegschancen, dass wir uns so verwirklichen können, wie wir wollen.
Die aktuelle Pandemie-Situation stellt für alle am Schulleben Beteiligten eine besondere Situation dar. Worin bestehen zurzeit die besonderen Herausforderungen für die Schulleitung in Zeiten von Corona?
Wir sind immer nur ausführendes Organ und müssen warten, was die Politik entscheidet und was an uns herangetragen wird. Oftmals sind die Fristen zur Umsetzung sehr kurz und wir erfahren erst wenige Tage vorher, so oder so muss es ab Montag aussehen. Das ist manchmal eine große Herausforderung für uns, weil wir in kurzer Zeit reagieren müssen. Aber ich kenne es ja gar nicht anders, da ich bisher nur während Corona-Zeiten im Amt war. Daher kenne ich auch die Unterschiede zu „normalen“ Zeiten nicht direkt. Ich bezweifle aber, dass vor Corona ein stellvertretender Schulleiter mit dem Meterstab Tischabstände gemessen hat oder sich Gedanken darüber machen musste, wie Räume desinfiziert werden, wenn ein Klassenwechsel stattfindet. Sicherlich hat sich zuvor auch niemand mit dem Thema Wechselunterricht auseinandergesetzt, sprich mit der Frage, wie viele SchülerInnen kommen dürfen, wie die Kooperation mit der Fritz-Ruoff-Schule ist und so weiter. Ich glaube, dass alles, was wir gerade machen, ziemlich weit von der Routinearbeit weg ist. Unser oberstes Ziel ist, so vielen SchülerInnen Präsenzunterricht zu ermöglichen, wie uns die Politik vorgibt. Dafür die Raumkapazitäten zu finden und alles zu organisieren, ist eine große Herausforderung. Wir haben das Glück, große Räume in der Schule zu haben. Ich finde es aber spannend, in der Kürze der Zeit reagieren zu müssen.
Das heißt, du siehst es eher als Herausforderung, denn als Klotz am Bein, oder?
Ja klar, definitiv. Es bringt ja nichts, zu lamentieren. Wir müssen mit der Sachlage umgehen. Das müssen wir alle. Und da muss jeder das Beste herausholen. Für mich war das auch ein Grund dafür, in die Schulleitungsposition zu wechseln, um gewisse Dinge auch aktiv angehen zu können. Ich möchte das Maximale für unsere Schule herausholen und das macht Spaß. Jeden Tag.
Inwieweit ermöglichen wir an der ASS auch heute noch solche Bildungs- und Aufstiegschancen, wie du sie vorlebst?
Ich glaube, dass das berufliche Bildungssystem oftmals an den Rand gedrängt ist und viele gar nicht wissen, was du damit machen kannst. Du könntest bei uns mit dem Hauptschulabschluss ankommen und theoretisch bis zur allgemeinen Hochschulreife bleiben. Wir haben ja auch ganz viele Beispiele bei uns an der Schule, die genau diesen Weg gegangen sind, die quasi die maximale Aufenthaltszeit an der ASS genossen haben - als Wirtschaftsschüler kamen, als Abiturienten gingen und vielleicht sogar noch eine Lehre im kaufmännischen Bereich mit der Berufsschule bei uns hinterhergeschoben haben. Ich glaube, unsere Schule zeichnet es aus, dass jemand, der mal hier war, auch bleiben will. Dafür sind sicherlich die engagierten KollegInnen verantwortlich, die Tag für Tag super Arbeit leisten. Das merken die SchülerInnen letztendlich.
Welche Chancen und Grenzen siehst du in der Digitalisierung der Schule?
Ich habe den Eindruck, das Wort Digitalisierung ist fast schon ein wenig verbrannt, weil es medial als Allheilmittel gepriesen wurde, aber man eben doch feststellen muss, dass es nichts bringt, Schulen digital auszustatten, wenn man keine Konzepte hat, wie die Geräte, Lernmanagementsysteme oder digitalen Tools eingesetzt werden sollen. Für mich ist die Digitalisierung also kein Allheilmittel. Ich glaube, allen ist durch die besondere Situation derzeit noch bewusster geworden, wie wichtig Präsenzunterricht ist und wie wichtig die Lehrkräfte für die sozialen Kontakte in den Klassen sind. Dies kann niemals zu 100% über digitalen Unterricht aufgefangen werden. Die Lehrkraft hat ein Alleinstellungsmerkmal, wenn sie vor einer Klasse steht und direkt mit der Klasse interagiert. Das schafft man digital nicht. Ich sehe aber die Chance, dass man die digitalen Anwendungen, die man jetzt einsetzt, auch in den Präsenzunterricht einbinden kann, sodass Präsenz- und Digitalunterricht in einem guten Mischverhältnis zueinanderstehen und die Schule entsprechend weiterentwickelt werden kann.
In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, wie du die Debatte um Datenschutz und Bürokratie bei der Digitalisierung des Schulwesens siehst. Ist diese Debatte nicht ein Klotz am Bein?
Das ist eine heikle Frage. Ich denke, dass Datenschutz enorm wichtig ist. Es wäre falsch zu sagen, der Datenschutz ist ein Klotz am Bein. Wenn man den Onlineunterricht betrachtet, hemmt der Datenschutz evtl. schon in gewisser Weise, z.B. da viele Schülerinnen und Schüler die Kamera während des Unterrichts ausgeschaltet haben und man als Lehrkraft oft in einen schwarzen Bildschirm hineinschaut. Es ist ein schmaler Grat, da es um persönliche Rechte geht. Hier sind wir in einer spannenden Situation. Letztendlich liegt es aber an der Politik einen gesetzlichen Weg vorzugeben.
Worauf freust du dich besonders im neuen Amt?
Ich freue mich auf die Kommunikation und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten mit meinen KollegInnen. Hier trifft die Analogie mit dem Innenminister schon zu, weil man unheimlich viel mit den KollegInnen kommuniziert. Dies war für mich auch ein Grund, mich auf den Posten zu bewerben, da wir ein tolles Kollegium haben, mit dem der Austausch und die gemeinsame Arbeit Spaß macht. Den Schulbetrieb am Laufen zu halten und zugleich Tag für Tag dafür zu sorgen, dass unsere Schülerinnen und Schüler den bestmöglichen Unterricht bekommen, ist die größte Herausforderung und darauf freue ich mich. Zugleich bewundere ich, wie Herr Zurowski das 12 Jahre lang hinbekommen hat. Die Fußstapfen sind groß, aber zum Glück ist er noch da und ich kann bei Bedarf jederzeit Fragen stellen.
Wovor hast du am meisten Respekt in deinem neuen Amt?
Ich glaube, es würde meinen Charakter nicht widerspiegeln, wenn ich vor irgendetwas zu großen Respekt bzw. Bammel hätte. Es geht letztendlich darum, wie man etwas schaffen kann. Und da liegt es an dir, dein Ziel zu erreichen. Ob das im Sport durch Training, in der Schule durch Lernen oder als Stellvertreter durch Vorbereitung und Auseinandersetzung mit der Materie ist. Insofern denke ich nicht, dass es irgendetwas gibt, das mir Sorgen bereitet oder wovor ich große Bedenken habe. Ich denke, mich zeichnet die Überzeugung aus, dass alles machbar und leistbar ist, wenn man genug Zeit und Manpower hineinsteckt.
Als Konrektor kannst du nur noch wenige Stunden unterrichten. Wie schwer fällt dir dieser Umstand?
Das wird definitiv fehlen. Ich unterrichte sehr gerne. Deswegen bin ich Lehrer geworden. Ich bin im Herzen Groß- und Außenhändler, auch wenn ich Bankkaufmann gelernt habe. Unseren SchülerInnen etwas beizubringen und den Unterricht so zu gestalten, dass er Spaß macht, ist das Größte für mich. Diese Interaktion brauche ich. Mir ist bewusst, dass meine SchülerInnen nicht immer sagen „Super, jetzt haben wir den Müller in BWL!“, sondern es gehört auch mal dazu, dass sie gedanklich nicht bei der Sache oder unausgeschlafen sind. Dann ist es mein Job, sie wieder ins Boot zu holen.
Nun noch einige persönlichere Fragen:
Du bist großer VfB-Fan. Dürfen wir uns auf ein VfB-Trikot an der Schulleiter-wand freuen? Geht der nächste Lehrer-Ausflug ins Neckarstadion? Können VfB-Fans im Kollegium auf bessere Stundenpläne hoffen? Was habe ich als Anhänger der Blauen aus Degerloch zu befürchten?
Gehen wir das mal der Reihe nach durch…
… das mit dem Trikot ist ein interessanter Ansatz, der mir bisher noch nicht so eingefallen ist. Ich werde mal abklären, ob ich im Amt ein Trikot anziehen darf. Das wäre sicherlich belustigend. Schau mer mal…
Leider ist die ASS so aufgebaut, dass der ÖPR den Lehrerausflug organisiert. Aber sollte der Ausflug mal in meinem Verantwortungsbereich liegen, wäre das definitiv eine spannende Sache. Das hatte ich mit SchülerInnen am ASS-Tag früher auch schon gemacht, wobei ich mit Erschrecken feststellen musste, dass keiner wusste, welche Spieler bei uns als Schüler waren, z.B. Ex-Kapitän Christian Gentner. Ich würde diesen Ausflug befürworten.
Eine VfB-Sympathie ist sicherlich nicht von Nachteil. Aber ich bin als sehr toleranter Mensch erzogen worden. Mein Schwager ist sogar KSC-Fan und durfte bei mir schon mit blauem Schal erscheinen sowie seine Neigung ausleben. Von daher hast du als Blauer aus Degerloch nichts zu befürchten.
In unseren geheimen Archiven haben wir das folgende faszinierende Bild aus deiner Vergangenheit ausgegraben. Wann bekommen wir dich in deinem neuen Amt wieder mit solch schicker Krawatte und Pulli zu sehen?
Zunächst einmal verklage ich euch, wenn das Bild veröffentlicht wird (lacht). Mal schauen, wann ich solch ein Outfit wieder mal anziehen werde.
Bislang warst du ein beliebter Stammgast im Lehrerzimmer und in der Lehrerküche. Dürfen die Kollegen darauf hoffen, dass du dich weiterhin dort blicken lässt oder empfängst du künftig nur im exklusiven Büro?
Ich bin immer froh, wenn ich an meine gewohnte Wirkungsstätte zurückkommen kann. Das Lehrerzimmer und die -küche bieten viele Sozialkontakte. Das ist mir wichtig. Ich bin die letzten 12 Jahre immer auch wegen der KollegInnen gerne an die Schule gekommen. Daher werde ich meine Rituale beibehalten. Es macht einfach Spaß bei uns und ich werde weiterhin im Lehrerzimmer zu sehen sein.
Darauf freuen wir uns! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Nun kommen wir noch zu unserem Fragen-Tiki-Taka.