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„Nur ein Traum“ – kooperatives Schülertheater der ASS und Bodelschwinghschule

„Nur ein Traum“ – dieser Satz kann zwei Bedeutungen transportieren: Enttäuschung oder Erleichterung. Denn je nachdem, wie der Traum so war, ist man traurig oder froh, wieder wach zu sein. Diesen doppeldeutigen Titel trug ein Theaterstück, das am 28. und 29. März im Nürtinger Schlosskeller-Theater von einem außergewöhnlichen Ensemble aufgeführt wurde. Auf der Bühne, in weiß oder schwarz gekleidet, standen Schüler der Albert-Schäffle-Schule und der Bodelschwinghschule. An zwei Abenden und einer Vormittagsvorstellung präsentierten sie ihr temporeiches, mal witziges und mal nachdenkliches Stück mit viel Musik über Hoffnungen, Ängste und Träume – und darüber, wie sie unser aller Leben bestimmen. In der Theaterkooperation zwischen den beiden Schulen wurde das Stück über das Schuljahr hinweg gemeinsam mit den Schülern entwickelt. Entstanden ist es aus eigenen Traumgeschichten, mit großer Lust am Fabulieren, Ausprobieren und Entwickeln unter der Regie des Theaterpädagogen Christian Laubert und des Musikers Sergio Vesely. An der ASS leiteten die beiden Lehrerinnen Sandra Höfer und Sarah Bauer das Theaterprojekt und standen natürlich auch mit auf der Bühne. Bei der Vorbereitung war außerdem das Freilandtheater Bad Windsheim an Bord, dessen Kreativabteilung in Zusammenarbeit mit Christian Laubert das attraktive Werbeplakat gestaltete.

Jeden Montag Nachmittag trafen sich alle Teilnehmer in der Gymnastikhalle unserer Schule, um gemeinsam Theaterübungen zu absolvieren, intensiv zu proben und unterschiedliche Ideen für das Stück auszuprobieren. Zu Beginn der wöchentlichen Proben wurden die 20 Nachwuchsschauspieler stets mit der Frage konfrontiert: "Was habt ihr diese Woche geträumt?" Die schönsten, skurrilsten, lustigsten oder schrecklichsten Träume versuchte man dann gemeinsam unter der Regie von Christian Laubert so theatralisch und anschaulich zu inszenieren, dass sie auf einer Bühne funktionieren. Das Stück stand also keineswegs von vornherein fest, sondern entstand auf kreative Art und Weise "von innen" heraus durch die Teilnehmer selbst.

Dass es sich bei den Schauspielern von der Bodelschwingschule um Schüler mit Behinderung handelte, spielte bei der gemeinsamen Arbeit keine vordergründige Rolle. Vielmehr stand in der bewusst freien und spielerischen Atmosphäre das gemeinsame Vorhaben und der Spaß im Vordergrund und jeder Schauspieler sollte sein individuelles Talent frei entfalten können. So entstanden ganz unterschiedliche und einzigartige Traum-Episoden, denen aber gemein war, dass sie sich – wie Träume nunmal sind – skurril, surreal und voller Wendungen zeigten. Und eben deshalb boten sie so gute Unterhaltung. Entscheidend für diese Unterhaltung waren auch die stimmungsvollen Lieder, mit denen die beiden Multiinstrumentalisten Sergio Vesely und Charlotte Laubert die Inszenierung begleiteten. Nein, nicht begleiteten, sondern bereicherten und aufwerteten. Denn was könnte träumerische Emotionen besser transportieren als Musik?

Lautes Lachen löste bei den Zuschauern zum Beispiel der Traum „Der Elefant im Bus“ aus, bei dem ein schwarzfahrender Elefant zum Zoo kutschiert werden wollte - im Linienbus. Aber im Traum gelingt selbst das. Denn mit vereinten Kräften quetschten die anderen Fahrgäste den Dickhäuter in das öffentliche Verkehrsmittel und bewahrten ihn vor dem Fahrkartenkontrolleur. Mindestens so kurzweilig war der Traum „Das Sofa auf dem Meere“, bei dem ein menschliches Sofa aus zwei Schülerinnen auf dem pazifischen Ozean trieb und zwei jungen, sich federleicht fühlenden Schwimmerinnen vorübergehend als bequemes Floß diente. Ein Eigenleben entwickelte auch der ungehorsame Aufzug im gleichnamigen skurrilen Traum. Denn dieser Aufzug hörte nicht auf Knopfdrücke, sondern transportierte seine Fahrgäste dahin, wo es ihm passte - sei es nach oben, unten, rechts oder links. In den Traum „Omas im Wald“ wurde sogar das Publikum aktiv eingebunden. Denn die Zuschauer sorgten durch ihr Vögelzwitschern für eine authentische Waldatmosphäre, während auf der Bühne zwei jung gebliebene, von einem knackigen Pfleger träumende Omas vor ihren strengen Pflegerinnen ausbüxten. Auch zwischen den einzelnen Episoden wurde das Publikum Teil der Inszenierung, denn es sang gemeinsam mit den beiden Musikern träumerische Songs, die die verschiedenen Träume verknüpften. Große Heiterkeit löste auch der wendungsreiche Traum über ein Krokodil aus, das acht Freundinnen beim fröhlichen Fingernägel Lackieren erschreckte, sich dann aber zum Glück in einen wunderschönen Prinzen verwandelte, vor dem die Lackiererinnen darniederschmelzten. Aber wer kennt sie nicht - die Träume, bei denen man froh ist wieder aufzuwachen? Daher wurden auch Alpträume auf der Bühne verarbeitet. Zum Beispiel die „Zombiemücke“, die schlafende Zelturlauber piesackt und durch ihre Stiche in Zombies verwandelt.

Bei all diesen Traumepisoden zeigten die Schüler und Lehrerinnen ihr schauspielerisches Talent und hatten sichtbar Spaß daran, ihr Publikum zu unterhalten. Die Erzähler- und Moderatorenrolle übernahm Regisseur Christian Laubert, der am Anfang der Vorstellung mit dem Publikum die drei Stufen des Applaus' übte. Am Ende des Theaterabends gab es nur noch eine Applausstufe: Stufe 3 - also minutenlanges Klatschen, wildes Jauchzen und lautstarkes Füßetrampeln. Denn das Publikum war offensichtlich begeistert und dankbar darüber, dass es mitreisen durfte auf diesem gemeinsamen Ausflug in die Traumwelt der Schüler und wollte das unliebsame Aufwachen so lange wie möglich hinauszögern.

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