Gelebtes europäisches Miteinander –
Das ERASMUS+ Projekt an der ASS

Verliert die Idee eines gemeinsamen Europas an Attraktivität? Driften die einzelnen europäischen Nationen wieder stärker auseinander? Diese kontroversen Fragen stellten sich nach dem Wahlergebnis bei der jüngsten EU-Parlamentswahl in Italien, Frankreich oder England mehr denn je.
Wie attraktiv die Idee eines europäischen Miteinanders und wie produktiv der Austausch zwischen Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern sein kann, zeigt sich dagegen an der ASS. Denn die kaufmännische Berufsschule auf dem Säer nimmt seit drei Jahren am sog. ERASMUS+ Projekt teil, benannt nach dem großen Humanisten aus der Renaissance. Ziel dieses von der EU geförderten Projekts ist es, Jugendliche besser in den Arbeitsmarkt zu vermitteln und die Integration ausländischer Arbeitskräfte zu erleichtern.
Nachdem die deutschen Teilnehmer in den vergangenen drei Jahren bereits im norwegischen Sogndal, im italienischen Nettuno und im nordirischen Belfast waren, begrüßte die ASS jüngst 15 Gastschüler aus diesen drei europäischen Städten in Nürtingen. Untergebracht waren die jungen Gäste bei einheimischen Familien von Schülern des ASS-Wirtschaftsgymnasiums. Samstagnachmittags warteten sie alle voller Vorfreude auf die Ankunft ihrer Altersgenossen, mit denen sie sich bereits im Vorfeld über soziale Plattformen ausgetauscht hatten.

Am Wochenende war noch Zeit für Aktivitäten mit den Gastfamilien. Ab Montagmorgen ging es dann los mit der gemeinsamen Arbeit am Projekt „Labour Integration in Europe“. Im Zentrum stand dabei zunächst die Herausforderung, ein interkulturelles Training für die Flüchtlingsklasse der ASS vorzubereiten und durchzuführen. Getreu dem Prinzip „Schüler-helfen-Schülern“ brachten die ERASMUS+ Teilnehmer den jungen Asylbewerbern unter anderem bei, worauf es beim Einbürgerungstest oder einer Bewerbung in den jeweiligen Ländern ankommt und wie man ein Vorstellungsgespräch erfolgreich absolviert. Dabei profitierten auch die ERASMUS+ Teilnehmer selbst. Schließlich kommunizierten sie nicht nur in einer Fremdsprache, sondern übten sich darin, fachliche Inhalte verständlich und zielgruppenorientiert aufzubereiten und zu präsentieren. Nicht zuletzt setzten sie sich intensiv mit der eigenen Kultur und derjenigen der Partnerländer auseinander.

Ein weiterer Schwerpunkt des ERASMUS+ Projekts bestand darin, den Schülern praktische Einblicke in international agierende Großunternehmen zu ermöglichen. Und wo wäre dies eher möglich als in Württemberg? Deshalb standen Betriebsführungen und Experteninterviews bei Mercedes-Benz und BASF auf dem Programm. Welche konkreten Anforderungen lokale Arbeitgeber an ihre Mitarbeiter stellen, erfuhren die internationalen Gastschüler am sog. Berufsinformationstag, bei dem sich hiesige Unternehmen und Institutionen an der ASS vorstellten und um Auszubildende warben.

Auch die Politik kam nicht zu kurz. Und welches Thema böte sich hier besser an als die aktuelle Europawahl, die gemeinsam mit externen Referenten diskutiert wurde. Die lokale Kultur lernten die Gastschüler unter anderem bei einem gemeinsamen Ausflug zum Schloss Heidelberg kennen. Sportliches Highlight war der Besuch des Handball-Derbys zwischen der SG BBM Bietigheim und dem TVB Stuttgart. Die jungen Teilnehmer waren aber auch selbst sportlich aktiv bei einem gemeinsamen Bowlingabend und vor allem beim ERASMUS+ Sportturnier, bei dem sie sich in internationalen Teams im Basketball, Fußball oder auch Hockey miteinander messen konnten.

So vielfältig verging die gemeinsame Woche wie im Flug und wurde mit einem bunten Abschiedsfest auf dem Nürtinger Säer abgerundet. In Erinnerung bleibt ein ERASMUS+ Projekt, durch das die jungen Teilnehmer in den vergangenen drei Jahren wertvolle ökonomische und kulturelle Erfahrungen sammeln und ihre Fremdsprachenkompetenzen anwenden konnten. Vor allem aber genossen sie die Chance, einen Blick über den nationalen Tellerrand hinauszuwerfen und ein europäisches Miteinander aktiv zu leben. 
Um den Schülern auch künftig diese Möglichkeit zu bieten, hat sich die ASS für ein weiteres ERASMUS+ Projekt bei der EU beworben. Es soll im September 2019 beginnen und beinhaltet neben den bisherigen Partnern auch Schulen aus Kreta in Griechenland und Brn in der Tschechischen Republik.